Bis heute bleibt Schlesien eine ganz besondere Provinz des früheren Deutschen Reiches. Die ersten beiden Teile dieses Textes lesen Sie hier und hier. Die Vertreibung von über 14 Millionen Deutschen aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland zählt zu den größten Verbrechen des 20. Jahrhunderts. In der BRD-Erinnerungskultur findet ihr Leid keine angemessene Würdigung. Darum wollen wir an ihr Schicksal erinnern. Hier mehr erfahren.

    Einige deutsche Schlesier blieben jedoch auch nach der Vertreibung in der alten Heimat. Sie wurden beim Wiederaufbau gebraucht, mussten sich zwangsweise polonisieren lassen, wurden ihrer Sprache und Identität beraubt, waren allen erdenklichen Schikanen ausgesetzt.

    Schlesische Renaissance nach 1989

    Viele von ihnen kamen als Spätaussiedler in die Bundesrepublik Deutschland. Die Ereignisse der Jahre 1989 bis 1991 brachten auch Polen eine „Wende“. Der Zusammenbruch des kommunistischen Systems, die Messe in Kreisau und besseres Verständnis haben für die deutsche Minderheit im polnischen Machtbereich durchaus Positives gebracht.

    Wo es vor 1989 verboten war, Deutsch zu sprechen, gibt es heute zweisprachige Ortsschilder; die Gemeinde Radlau im Bezirk Oppeln machte 1995 den Anfang. Die sozio-kulturelle Gesellschaft der Deutschen und die deutschen Freundschaftskreise sind die wichtigsten und mitgliederstärksten Organisationen der Deutschen besonders in Oberschlesien.

    Autonomiebewegung und Kulturarbeit

    Deutschunterricht vom Kindergarten bis zur Universität wird heute angeboten. Deutsch- bzw. zweisprachige Hinweise an historischen Gebäuden und Gedenkstätten findet der Schlesienbesucher erfreulicherweise immer häufiger. Genannt werden sollen hier beispielsweise ein Denkmal für die schlesischen Weber in Langenbielau, Gerhart Hauptmanns Wohnhaus in Agnetendorf, das deutsche Kriegerdenkmal in Niederschwedelsdorf bei Glatz und der in Groß-Nädlitz bei Breslau vom Volksbund Kriegsgräberfürsorge er richtete Friedhof für 18.000 gefallene deutsche Soldaten.

    In Oberschlesien sind es nicht zuletzt junge Leute, die die dortige Autonomiebewegung unterstützen. Sie beruft sich vor allem auf die Tradition der Autonomen Woiwodschaft Schlesien, die von 1922 bis 1939 in der Zweiten Polnischen Republik bestand.

    Perle Schlesiens: Blick auf die Altstadt von Breslau von der Bußbrücke aus. Im Hintergrund sieht man die Kirche St. Maria Magdalena. Die kleinen Zwerge begleiten einen in der Stadt auf Schritt und Tritt. Foto: Liya_Blumesser | Shutterstock.com

    Es war jedenfalls überraschend, dass sich bei der Volkszählung 2011 809.000 polnische Bürger als Schlesier bekannten und damit zur größten Minderheit Polens aufstiegen, gefolgt von den Kaschuben und den Deutschen. Überraschend war, dass 415.000 sich neben der polnischen auch zur schlesischen Nationalität bekannten, während sich 362.000 ausschließlich als Schlesier bezeichneten.

    Vorbilder Deutschland und Spanien

    Dieses Ergebnis wurde dem Wirken der „Bewegung für die Autonomie Schlesiens“ (RAS) zugeschrieben, der es offensichtlich gelungen ist, eine regionale Identität wiederzubeleben. Auf politischer Ebene kritisiert die RAS den hohen Zentralisierungsgrad des polnischen Staates und sieht in Deutschland und Spanien mit den dortigen Autonomen Gemeinschaften und Bundesländern nachahmenswerte Vorbilder.

    Bei den vergangenen beiden polnischen Parlamentswahlen gingen die Ergebnisse für die schlesischen Autonomisten zwar wieder zurück, dennoch bleiben diese zumindest in Oberschlesien ein nicht zu  unterschätzender politischer Faktor.

    Die ersten beiden Teile dieses Textes lesen Sie hier und hier.

    Die Vertreibung von über 14 Millionen Deutschen aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland zählt zu den größten Verbrechen des 20. Jahrhunderts. In der BRD-Erinnerungskultur findet ihr Leid keine angemessene Würdigung. Darum wollen wir an ihr Schicksal erinnern. Hier mehr erfahren.

    7 Kommentare

    1. Schlesien wurde 1945/1946 beinahe komplett ethnisch gesäubert, d. h. die deutsche Bevölkerung wurde fast vollständig vertrieben. Einzig im Raum Oppeln (Oberschlesien) verblieb eine nennenswerte deutsche Minderheit. Dies war auch dem Umstand geschuldet, dass es in Oberschlesien traditionell eine Verzahnung der deutsch-schlesischen Bevölkerung mit Polen gab.

      In Niederschlesien (Hauptstadt Breslau) fand ein kompletter Bevölkerungsaustausch statt und somit wurde der Charakter dieser Region auch komplett verändert, eben ent-deutscht.

    2. Als Nachkomme von Schlesiern: Wie kann es denn sein dass man seit dem EU Beitritt Polens da wieder hinfahren kann, ohne langwierige Genehmigungen? Wie kann die EU nur erlauben dass man da als Deutscher einfach so wohnen und arbeiten kann, ohne Arbeits- oder Aufenthaltserlaubnis oder so was? Weg mit dem Gleichmacheuropa, aber schnell!

    3. Irgendwer (wer habe Ich vergessen) sagte mal , die Schlesier wüßten selbst nicht, ob sie Deutsche oder Polen sind. Keine Ahnung, Ich war nie dort.

      • Der polnische Nationalcharakter passt nicht zu volksdeutschen Schlesiern. Deutsche waren die Baumeister, Kultur- und Wissenschaffenden, egal was die slawische Polonisierung deutscher Geschichte und deutscher Gaue dazu an Lug und Trug behauptet.

        • Fahr hin und erzähl es ihnen. Wahrscheinlich ist das Transparent deshalb deutsch beschriftet.

      • @Sokrates: "Irgendwer (wer habe Ich vergessen) sagte mal , die Schlesier wüßten selbst nicht, ob sie Deutsche oder Polen sind."

        Wie so oft erfassen Sie historische Begebenheiten nicht. Das, was die Polen unter "Schlesiern" verstehen ist etwas anderes als das deutsche Schlesien, welches 1945 aus Deutschland heraus gerissen wurde.

        Niederschlesien war vor dem 2.WK komplett (!) ethno-kulturell deutsch besiedelt. Die Menschen sprachen einen ostmitteldeutschen Dialekt (schlesisch). Heute ist diese Region komplett polnisch besiedelt. Die Vorfahren dieser Polen kamen aus Zentral-bzw. Ostpolen und hatten nichts mit Niederschlesien zu tun.

        Im östlichen Oberschlesien gab es sowohl Deutsche als auch Polen und diese Polen, bzw. Slawen hatten und haben auch eine eigene Identität eine slawisch-schlesische, bzw. polnisch-schlesische und eine eigene Mundart ("slask")