Authentische Zeitzeugenberichte vermitteln die Schrecken des Krieges eindringlicher als wissenschaftliche Abhandlungen. In unserer neuen Geschichtsausgabe „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“ verschaffen wir auch jenen, die als Kinder oder Jugendliche Grauenhaftes miterleben mussten, Gehör. Hier mehr erfahren.

    Wie viele Kinder sich unter den 14 Millionen Heimatvertriebenen befanden, ist nicht bekannt. Es müssen aber viele gewesen sein, denn sie und ihre Mütter sowie Ältere machten den Hauptteil der Flüchtlinge aus, während sich die Väter in Krieg oder Gefangenschaft befanden. In unserer neuen Geschichtsausgabe „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“ haben wir ihre Erinnerungen bewahrt.

    Mit neun Jahren aus Pommern vertrieben

    Erna Rinklin war neun Jahre alt, als die Rote Armee in Pommern einmarschierte. Aus ihrem Heimatort Bussin (heute Buszyno) wurde sie mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern vertrieben und erlebte dabei Schreckliches. Ein Auszug aus ihrem in COMPACT-Geschichte „Verlorene Heimat “ abgedruckten Erlebnisbericht:

    „Einige Bewohner unseres Ortes, Mama und wir fassten Mut und gingen vor die Stalltür. (…) Als wir zur Straße kamen, rannten wahllos Menschen hin und her. Sie liefen in Panik zwischen umgekippten Wagen und Tieren. Auf den Straßen liefen Schweine und Kühe wild durcheinander. ‚Wir müssen versuchen, hier durchzukommen‘, sprach Mama.

    Menschen über Menschen. Sie schrien im Kugelhagel. Wir liefen und liefen und liefen – direkt der Front entgegen. Wir sahen auf den Feldern die Panzer näher rücken. Hier gab es kein Durchkommen. Soldaten, Offiziere, Angehörige der SS versteckten sich unter der Zivilbevölkerung. Mama umklammerte uns alle drei und sagte, dass wir zusammenbleiben müssten. ‚Wenn, dann wollen wir gemeinsam sterben.‘

    Wir klammerten uns aneinander und liefen zusammen weiter, umgeben von Kugeln, die an uns vorbeisausten. Einige fielen hin. Andere, die getroffen wurden, brachen schreiend zusammen. Die Panzer rückten näher. Frauen mit kleinen Kindern, alte Menschen, die nicht mehr so schnell laufen konnten, wurden von den Panzern zermalmt.“

    Und weiter: „Dann kam die berittene Kavallerie. Sie ritten in die Menschenmenge. Die Pferde bäumten sich auf. Wir wussten nicht, was wir machen sollten. Sie wollten uns von der Straße verdrängen, damit sie durchkamen. Uns graute, wir hatten Angst. Andere warfen uns einen Apfel zu. Wir stolperten, stürzten, einer über den anderen, wie ein Knäuel. Wir mussten das Feld erreichen. ‚Schnell! Schnell hoch!‘, schrie Mutter. ‚Von der Straße weg!‘“

    Eine verlorene Jugend in Schlesien

    Den Horror der Vertreibung erlebte auch der damals 16-jährige Georg Pfeiffer bei seiner Flucht aus Tempelfeld im Kreis Ohlau in Schlesien. Die Familie ging zunächst nach Marienau, doch dort waren sie nicht sicher.

    Georg Pfeiffer berichtet: „Es war am ersten Sonntag im Februar 1945, als wir alle gemeinsam zum Gottesdienst gingen. Der Pfarrer musste die Messe abbrechen. ‚So schnell wie möglich weg!‘ Nun, auf unseren Wagen war ja bereits alles aufgeladen. Als die Pferde angespannt wurden, ging im Garten eine Panzerabwehrkanone in Stellung und feuerte. Aber wir entkamen, fuhren immer gen Süden.“

    Nach der Rückkehr in sein zerstörtes Heimatdorf lernte der Junge dann die Härte der neuen Bewohner kennen:

    „Wir alle lebten ohne Zeitung, ohne Post, ohne Radio. Ein deutsch sprechender Pole gab und zu verstehen, dass ‚dies jetzt Polen‘ sei. Es kamen auch immer mehr Polen und nahmen sich rücksichtslos alles, was sie brauchten. Wir wurden ausgeplündert und hatten erst Ruhe als uns alles genommen war. Wir mussten hart arbeiten und hatten Glück, dass wir wenigstens etwas zu essen bekamen. Unseren Opa konnten wir nicht mitversorgen. Er verhungerte, weil er nur Wasser bekam.“

    Georg Pfeiffer musste miterleben, wie andere Deutsche verschleppt und später außerhalb der Ortschaft erschlagen aufgefunden wurden. Mädchen wurden in der Sakristei der Kirche vergewaltigt. Ein Pfarrer, der sich schützend vor sie stellte, wurde von Rotarmisten erschossen. Im November bekam seine Familie schließlich den Befehl zur „Umsiedlung“ nach Sachsen.

    Ein Zug mit fast verhungerten Kindern

    Die vertriebenen Kinder, Frauen und Alten wurden oftmals in Viehwaggons in Richtung Westen abtransportiert. Auch auf diesen Fahrten ließen viele ihr Leben, wie dieser in COMPACT-Geschichte „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“ dokumentierte Bericht der Hilfskommission des Internationalen Roten Kreuzes belegt:

    „Am 27. Juli 1945 kam im Westhafen von Berlin ein Schiff mit der traurigen Fracht von rund 300 fast zu Tode verhungerten Kindern an, die aus einem Heim im pommerschen Finkenwalde stammten. Kinder von zwei bis 14 Jahren lagen bewegungslos auf dem Schiffsboden, die Gesichter von Hunger gezeichnet, an Krätze leidend, von Ungeziefer zerfressen. Leib, Knie und Füße waren geschwollen – bekanntes Symptom des Hungers.“

    Das war beileibe kein Einzelfall. So notierte der Lübecker Korrespondent des Manchester Guardian am 10. März 1946:

    „Trotz der Potsdamer Vereinbarung, wonach die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung aus dem Osten geregelt und human vor sich gehen sollte, vertreiben die polnischen Behörden Deutsche aus den neuerdings polnischen Gebieten. Sie kündigen die Ausweisung zehn Minuten vorher an und schicken die Menschen ohne Nahrungsmittel in überfüllten Zügen in die britische Besatzungszone.“

    Und weiter:

    „Ein 73-jähriger Mann und ein Kind von 18 Monaten wurden tot im ersten Transport aufgefunden, der in Lübeck unter der Bezeichnung ‚Operation Swallow‘ am 3. März ankam. Im zweiten Transport lagen drei Tote. Im Allgemeinen packt man 1.500 Menschen in einen Zug mit 26 Waggons, die ungeheizt und zum größten Teil beschädigt sind. Der vierte Transport brachte aber 2.070 Menschen, sodass die Leute kaum stehen, geschweige denn sitzen konnten.“

    Diese und weitere erschütternde Augenzeugenberichte finden Sie in unserer neuen Geschichtsausgabe „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“. Erfahren Sie, welche schweren Kinderschicksale mit Flucht und Vertreibung von 14 Millionen Deutschen aus Pommern, Schlesien, Ostpreußen und dem Sudetenland verbunden waren – den Älteren zur Erinnerung, den Jüngeren zur Mahnung.

    Mit COMPACT-Geschichte „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“ erinnern wir an ein dunkles Kapitel unserer Geschichte, das in Vergessenheit zu geraten droht. Erfahren Sie alles über die größte Vertreibung in der jüngeren Geschichte und die schrecklichen Verbrechen, die damit einhergingen. Wir zeigen schonungslos, wie Menschen verjagt, ermordet, gefoltert und vergewaltigt wurden nur weil sie Deutsche waren. Hier bestellen.

    9 Kommentare

    1. Mehr wechselseitige Hilfe und Tauschringe, damit wir nicht durch Mehrbuntkriegssteuer traumatisierte und transgenerational traumatisierte Kinder mitverschulden!

    2. DER GIFTPILZ am

      „Die Vertreibung von Millionen Deutscher ist das größte Verbrechen der Geschichte.“ — Papst Pius XII.[16][17][18][19]

      „Die Tschechen haben tausendmal weniger und die Polen hundertmal weniger erlitten im Vergleich zu dem, was sie in den letzten beiden Generationen den Deutschen zugefügt haben.“ — David L. Hoggan, US-amerikanischer Geschichtswissenschaftler

      „Zur gleichen Zeit, als der Nürnberger Prozess lief, wurden jedoch Millionen von Deutschen aus ihrer Heimat vertreiben, auf Beschluss oder zumindest mit Billigung derselben Mächte, deren Ankläger und Richter in Nürnberg über nationalsozialistische Kriegsverbrechen befanden, u. a. über Massendeportationen.“ — Alfred de Zayas

      „Die Massenvertreibung ist eines der größten Verbrechen, an welchem wir direkt Anteil haben. […] In der gesamten Geschichte findet sich nirgends ein so scheußliches Verbrechen aufgezeichnet wie in den Berichten über die Begebenheiten in Ost- und Mitteleuropa. Schon 15 bis 20 Millionen wurden von den Stätten ihrer Vorfahren entwurzelt, in die Qual einer lebendigen Hölle geworfen oder wie Vieh über die Verwüstungen Osteuropas getrieben. Frauen und Kinder, Alte und Hilflose, Unschuldige und Schuldige wurden Greueltaten ausgesetzt, die noch von niemandem übertroffen wurden.“ — Senator William Langer im April 1950 vor dem US-Senat

      • @DER GIFTPILZ
        Wer nichts selber zu sagen hat, kommt mit Zitaten.

        Übrigens sollte man in dem Zusammenhang nicht vergessen wer diesen Krieg begonnen hat. Aber dazu haben solche Leute wie Sie, die sich "GIFTPILZ" nennen, auch ihre "Wahrheit".

        Gerade läuft eine Dokumentation über Leningrad im Fernsehen.

        • "Übrigens sollte man in dem Zusammenhang nicht vergessen wer diesen Krieg begonnen hat. "

          Ja, ja, die friedliebende Militärdiktatur Polens. Das hatten wir schon zig mal hier: https://www.compact-online.de/ostpreussen-1945-ein-ergreifendes-schicksal/

        • Der Giftpilz am

          Leningrad, ja wie war das damals?
          Fakt ist, daß das liebe Väterchen Stalin den Bewohnern von Leningrad bei Todesstrafe die Nutzung des von der Wehrmacht offengehaltenen Fluchtkorridors veboten hat.
          Und seine blutrünstigen Kommisare haben den Befehl ihres obersten Mordshalunken sehr gewisenhaft befollgt – zum Leidesen der Leningrader.

          Dieser verifizierbre Umstand wird sicher nicht im Fernsehen vom Zaren Vladimir und erst recht nicht im Lügen TV der BRDOOF zu sehen sein.

    3. DER GIFTPILZ am

      Vertreibungen sind in jedem Falle völkerrechtswidrig. Sie verstoßen unter anderem gegen die Haager Landkriegsordnung von 1907, gegen das Verbot von Kollektivausweisungen, gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker und gegen das Eigentumsrecht. Alle historisch belegten Vertreibungen waren mit Blutvergießen und Enteigungen verbunden. Doch selbst eine Vertreibung ohne Enteignung würde das Eigentumsrecht der Vertriebenen verletzen, weil dieses Recht das Recht der Nutzung einschließt.

      BRD-Bundespräsident Richard von Weizsäcker sollte später die Vertreibung von 15 Millionen Deutschen aus Ostdeutschland und deren Millionenfache Ermordung in nicht zu überbietendem Zynismus eine „erzwungene Wanderschaft“ nennen.

    4. Tatsächlich begannen Represssalien gegen Deutsche durch Polen bereits 1919. Das verschlimmerte sich bis 1939 kontinuierlich. Den schuldlosen Polen gibt es nicht. Den Bromberger Blutsonntag bildete den traurigen Höhepunkt bis dem Östereicher endgültig der Kragen platzte (wenn da man nicht der Tommi die Fäden gezogen hatte). Heutzutage ist das mit dem Donbass ab 2014 nicht anders verlaufen. Auch da wurden russisch affine Personen drangsaliert bis zum letzten Schritt – wo ein arbeitsloser Schaupieler die Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato forderte. Das war die Steilvorlage für einen Greis, der schon im Dezember21 brabbelte, wenn Russland die Ukraine angreift dann werden wir Nordstream beenden. Da brauchte der Greis nur noch diesen Schauspieler Elendsky anzustifen und Auf Geht´s…

    5. Wieso muss das Schicksal der eigenen Volksgruppe ständig über das anderer gehoben werden? Wieso gibt es hier keinen Bericht zu den Verbrechen der Wehrmacht in Polen (was den brutalen Umgang der polnischen Menschen gegen die deutschen erklärt) keine Berichte über die Deportation von Menschen in Konzentrationslager und deren systematische Vernichtung. Wieso lese ich hier immer nur etwas über Verbrechen GEGEN Deutsche aber nie etwas von Verbrechen die DURCH Deutsche begangen wurde. Das ist dieselbe Lücken Pressen die ständig anderen vorgeworfen wird. Traurig für dieses "alternative" Medium.

      • Ganz einfach, weil die Verbrechen "der Deutschen" jeden Tag von diesem System als ewige Schuld dem deutschen Volk unter die Nase gerieben werden, während die Verbrechen an Deutschen stillschweigend seit Jahrzehnten verschwiegen werden. Aufgabe von alternativen Medien ist nicht, das Gesülze der Systemmedien weiter zu verbreiten, sondern vor allem auch an das Leid des eigenen Volkes zu erinnern. Hier wird kein Leid irgendeiner Gruppe über das Leid der anderen gestellt, sondern lediglich daran erinnert, dass Deutsche nicht nur Täter, sondern auch Opfer waren.