„I’m back!“ – Nigel Farage jetzt vor den Tories

Nach den Wahlerfolgen der Rechten bei der Europawahl kündigt sich nun auch in Großbritannien ein Polit-Beben an: In einer aktuellen Umfrage liegt Nigel Farage mit seiner Partei Reform UK vor den regierenden Tories. Setzt sich dieser Trend im November bei den US-Wahlen fort: Alles Wichtige dazu erfahren Sie in unserer neuen 

Drei Wochen vor der Parlamentswahl in Großbritannien hat die als rechtspopulistisch bezeichnete Partei Reform UK von Mr. Brexit Nigel Farage zum ersten Mal die regierenden Tories von Premierminister Rishi Sunak in einer Umfrage überholt.

In der gestern Abend veröffentlichten Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Times legte Reform UK um zwei Prozentpunkte auf 19 Prozent zu und landete damit auf dem zweiten Platz hinter der oppositionellen Labour Party, für die 37 Prozent (-1 Prozentpunkt) vorausgesagt werden. Die konservativen Tories liegen unverändert bei 18 Prozent und damit erstmals auf Platz drei. Trotz des geringen Abstands zwischen den Parteien von Farage und Sunak schon jetzt von einem politischen „Erdbeben“.

Erst Farage, dann Trump?

Reform UK ist die neue Partei des früheren UKIP-Chefs Nigel Farage, der als Vorreiter der Brexit-Bewegung gilt. Im Wahlkampf zur Unterhauswahl kann die rechtspopulistische Partei vor allem mit ihrem harten Anti-Einwanderungs-Kurs punkten. Bei der letzten Europawahl, an der Großbritannien teilnahm (2019), konnte sich die damals noch Brexit Party genannte Bewegung von Farage mit 30,5 Prozent als stärkste Partei durchsetzen.

@nigel_farage

BREAKING: I’M BACK! #reformuk #generalelection

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Farage hatte erst vor wenigen Wochen in einem Video verkündet: „I’m back!“ („Ich bin wieder da!“). Denn: Nachdem er zunächst angekündigt hatte, bei der vorgezogenen Unterhauswahl am 4. Juli 2024 nicht mehr anzutreten, erklärte er am 3. Juni 2024 doch seine erneute Kandidatur. Das verschaffte Reform UK weiteren Auftrieb, denn Farage zählt zu den bekanntesten und populärsten Politikern in Großbritannien.

Zudem gilt der 1964 in London geborene Vollblut-Volksvertreter und leidenschaftliche Biertrinker neben Ungarns Premier Viktor Orbán zu den wichtigsten europäischen Verbündeten von Donald Trump, der im November wieder ins Weiße Haus einziehen will. Ein gutes Abschneiden von Farage könnte Trump weiteren Rückenwind verschaffen, wie selbst CNN einräumen musste.

Rechtsruck: Erst Europa – jetzt USA?

Tatsächlich könnte Trump von dem Rechtsruck bei der Europawahl und erst recht einem Wahlerfolg von Reform UK bei der Parlamentswahl in Großbritannien profitieren – wie 2016! Am 23. Juni 2016 stimmte eine Mehrheit der Briten für den Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU.

Nur einige Monate später, im November 2016, gelang Trump dann sein triumphaler Sieg über Hillary Clinton. Er wurde Präsident – und zahlreiche politische Beobachter und Experten führten dies auf den Rückenwind durch das Brexit-Votum der angelsächsischen Brüder und Schwestern zurück.

Trend zeigt nach oben

Sebastian Thormann analysiert auf Apollo News zu Großbritannien:

„Auf einmal entsteht jetzt eine Dynamik des taktischen Wählens, die die Tories noch weiter herunterziehen könnte. War früher das Argument, jede Stimme für die Kleinpartei Reform UK würde die Tories in entscheidenden Wahlkreisen so herunterziehen, dass dort Labour gewinnt, sieht das Argument jetzt genau andersherum aus: Jetzt sind die Tories auf einmal die ‚Kleinpartei‘, die Reform UK den Sitz an Labour kosten könnte.“

Und weiter: „Ein solcher Trend könnte den Absturz der Konservativen, denen bereits droht, nur ein Zehntel der Sitzanzahl verglichen mit Labour zu erhalten, noch dramatisch weiter eskalieren. Farage jedenfalls pocht jetzt auf eben jenes taktische Wählen, das bisher das stärkste Tory-Argument gegen ihn war.“

Zu bedenken gilt allerdings: In Großbritannien gilt das Mehrheitswahlrecht. Sprich: Nur die Direktkandidaten mit den meisten Stimmen ziehen ins Parlament ein – unabhängig von  den landesweiten Ergebnissen der Parteien. Auch wenn die Tories und Reform UK, wie in der aktuellen Umfrage, zusammengezählt gleichauf mit Labour liegen, heißt das noch lange nicht, dass eine linke Machtübernahme abgewendet werden kann.

Farage hat nichtsdestrotrotz sehr gute Chancen, das Direktmandat in seinem Wahlkreis im ostenglischen Küstenort Clacton zu holen. Und auch die Liberaldemokraten, die laut der Umfrage mit 14 Prozent auf Platz vier liegen, dürften wieder im Unterhaus vertreten sein.

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