Heute jährt sich der Todestag Jörg Haiders zum zwölften Mal. Vom Mainstream weitgehend unbeachtete Recherchen erhärten den Verdacht, dass er keinem Unfall, sondern einem Anschlag zum Opfer gefallen sein könnte. Dieser Beitrag erschien zuerst in COMPACT 12/2019.
_ von Guido Grandt
Es ist die Nacht vom 10. auf den 11. Oktober 2008: Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider kommt aus einem Schwulenlokal in Klagenfurt und steigt in seinen Dienstwagen, einen VW Phaeton. Mit 1,8 Promille im Blut, also schwer betrunken, setzt sich der BZÖ-Politiker ans Steuer und fährt alleine heim ins nahe gelegene Bärental. Seine Mutter feiert an diesem Tag ihren 90. Geburtstag. Gegen 1:15 Uhr überholt er mit 142 km/h auf der Loiblpass-Bundesstraße in der Ortschaft Lambichl (Tempolimit 70 km/h) südlich von Klagenfurt ein anderes Auto. Dabei kommt er rechts von der Straße ab, gerät auf eine Böschung, schlittert an einer Thujahecke entlang, mäht ein Verkehrsschild um, kracht gegen einen Betonsockel, schleudert gegen einen Hydranten und überschlägt sich mehrmals.
Erst kurz vor dem Crash soll die Geschwindigkeit «erheblich nach oben gegangen sein».
Haider erleidet schwerste Verletzungen, unter anderem multiple Weichteilbeschädigungen und Knochenfrakturen, einen Abriss des verlängerten Rückenmarks vom Gehirn, eine Zerreißung des Herzbeutels sowie einen Einriss des Herzens und einen Abriss der Körperhauptschlagader. Er stirbt auf dem Weg ins Klinikum Klagenfurt. Sein Auto ist in einem technisch einwandfreien Zustand gewesen, sodass eine Sabotage und auch ein Attentat schnell ausgeschlossen werden. Das ist im Großen und Ganzen die verbreitete Coverstory von Haiders sogenanntem Unfall. Doch so kann es nicht gewesen sein.
Das geheime Kfz-Gutachten
Im Zuge meiner eigenen Recherchen zu dem Fall erhielt ich vom BZÖ Kärnten Material, das der Öffentlichkeit bislang unbekannt war – darunter auch das von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt wohl als «geheim» eingestufte Kfz-Gutachten des Diplom-Ingenieurs Dr. Harald W. hinsichtlich des vermeintlichen Unfall-Phaetons, das ich vollumfänglich veröffentlicht habe. Darin erklärt der Gutachter unter anderem, dass der Fahrergurt durch äußere Gewalteinwirkung (Hydrant) abgerissen wurde, wodurch Haiders schwere Verletzungen im Brustbereich erklärbar seien. Allerdings sagte die Notärztin Dr. Andrea O. aus, beim Eintreffen am sogenannten Unfallort habe sie Haider angeschnallt vorgefunden! Leider kann sie nicht mehr zu dieser Diskrepanz befragt werden, weil sie am 25. August 2018 im Alter von nur 59 Jahren verstarb.
Bezüglich der Geschwindigkeit von über 140 km/h, die Haider angeblich gefahren sein soll, verkündete die Staatsanwaltschaft am 17. Oktober 2008, dass der Radarkasten, der vor Lambichl stand, «leider nicht aktiviert» gewesen sei, sonst hätte man genauere Angaben darüber. Doch schon Tage zuvor, nämlich am 12. Oktober 2008, wurde behauptet, dass laut Diagnoseprotokoll des Phaeton-Datenschreibers Haider 141 km/h gefahren sei. Allerdings bezeichnet der Kfz-Gutachter das Tempo selbst als «nicht erklärbar». Der frühere Vizekanzler und Ex-Präsident des österreichischen Nationalrates, Herbert Haupt, hat in diesem Zusammenhang über Hinweise aus vertraulichen Polizeikreisen berichtet. Demnach hätte die Auswertung der VW-Bordelektronik ergeben, dass Haider bis kurz vor dem Crash mit einer normalen, ortsüblichen Geschwindigkeit gefahren sei. Erst kurz davor soll die Geschwindigkeit «erheblich nach oben gegangen sein».
Haider wurde ohne Zustimmung der Hinterbliebenen einbalsamiert.
Wurde Haiders Dienstwagen also während der Fahrt von außen manipuliert? Dass so etwas an einem Fahrzeug durchgeführt werden kann, etwa von Geheimdiensten, ist Fakt. So beschreiben unter anderem Wikileaks-Dokumente, wie Agenten mitunter in Smartphones, Laptops oder Bordcomputer von Autos einbrechen und komplett die Kontrolle übernehmen. Auf diese Weise können Unfälle verursacht werden, um jemanden zu beseitigen, wie der Sicherheitsexperte Ross Schulmer bei CNN einräumte. Zudem ist die Behauptung der Behörden unwahr, dass das von der Staatsanwaltschaft angeforderte VW-Unfallforschungsteam den Phaeton Haiders genauestens – «umfangreich und fachgerecht» – untersucht habe. Tatsächlich durften die Experten keine weitgehende Inspektion des Autowracks vornehmen, sondern es lediglich im Beisein der Staatsanwaltschaft von außen in Augenschein nehmen, nicht aber von innen.
Während Haiders Witwe Claudia der Zutritt zu ihrem toten Ehemann im Klinikum verweigert wurde, durfte sein damals engster Vertrauter Stefan Petzner ihn sehen. Er beschrieb, dass Haiders Gesicht bis auf eine kleine Wunde unter dem Kinn völlig unversehrt gewesen sei. Er wirkte, als würde er schlafen. Doch wie konnte das möglich sein – behaupteten die Verantwortlichen des Klinikums doch, dass der Tote massive Kopfverletzungen erlitten hätte? Auch die Bestatterin bestätigte, dass er durch den Unfall stark entstellt gewesen sei. Als ich deswegen bei Stefan Petzner nachfrage, bleibt er bei seiner dokumentierten Zeugenaussage, die meines Erachtens ein Sprengsatz ist, widerspricht sie doch der offiziellen Geschichte der Behörden. Allein deshalb müsste der Fall neu aufgerollt werden.
Die zweifelhafte Obduktion
Am 11. Oktober 2008 wurde an der Klinik für Radiologie des LKH Graz eine computertomografische Untersuchung von Haiders Leichnam durch den Radiologen Dr. Felix T. durchgeführt. Dabei wurde unter anderem ein 2 x 1,3 Zentimeter großer Fremdkörper im Bereich der rechten Niere festgestellt. Danach führte Professor Dr. Peter G. zusammen mit der Professorin Dr. Kathrin Y. am Institut für Gerichtsmedizin in Graz Haiders Obduktion durch. Im Befund wurde der Fremdkörper jedoch nicht aufgeführt, sondern lediglich eine Zerreißung der rechten Niere in zwei Teile beschrieben. Außerdem soll dem BZÖ Kärnten zufolge Dr. Y. gesagt haben, dass sie sich über den Grad des Alkoholgehalts im Blut des Toten gewundert habe, da sie bei der Obduktion einen Alkoholgeruch, insbesondere im Magen, nicht wahrgenommen habe.
Die Familie des Verstorbenen gab eine klinische Stellungnahme durch den gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Professor Dr. Günther L. zum offiziellen medizinischen Gerichtsgutachten in Auftrag. Dieses Gegengutachten, das mir anonym zugespielt wurde und das ich ebenfalls vollumfänglich veröffentlicht habe, belegt neben dem Versäumnis hinsichtlich des beim CT festgestellten Fremdkörpers Unglaubliches: Während im Obduktionsbericht steht, dass der Leichnam sportliche Halbschuhe trug und die Schuhbänder korrekt verknotet waren, verlor der «Verunglückte» laut Polizeiprotokoll zumindest einen Schuh beim «Unfall». Was also stimmt?
Außerdem fand sich unter Haiders Kinn (in Höhe des Kehlkopfs) eine eigentümlich bandförmige, circa 13 Zentimeter lange braune Hautvertrocknung, die bis zu einem Zentimeter Breite und Einblutungen nach Art von Kammblutungen aufwies. Diese Eigentümlichkeit wurde im Obduktionsbericht wohl beschrieben, auf eine mögliche Kausalität jedoch nicht eingegangen. Und: Zwischen dem Alkoholgehalt des Blutes sowie des Harns und dem des Magens bestand eine deutliche Diskrepanz. Denn der Alkoholgehalt des Mageninhalts war so gering, dass er nicht einmal einem Glas Bier entsprach. Wie kann das sein, soll Haider doch bei seiner Todesfahrt «volltrunken» gewesen sein? Auf Spuren der damals gängigen K.o.-Tropfen – Gamma-Hydroxybuttersäure – wurde der Körper übrigens nicht untersucht. Als ich deswegen bei Haiders Obduzentin Dr. Y. nachfragte, bekam ich von ihr selbst keine Antwort. Stattdessen erhielt ich verschiedene Schreiben einer 15-köpfigen Rechtsanwaltskanzlei, die ich als Einschüchterungsversuch werte. Dieser misslang freilich.
Blut- und Gewebeproben wurden vor Ablauf der Frist vernichtet.
Letztendlich wurde Haider ohne Zustimmung der Hinterbliebenen einbalsamiert. Zu vermuten bleibt, dass dies von höherer Stelle angeordnet wurde, um sämtliche Spuren zu vernichten. Seine Witwe wollte ein eigenes Privatgutachten der gesicherten Blut- und Gewebeproben in Auftrag geben. Fristgerecht nach zehn Jahren forderte Claudia Haider im Oktober 2018 bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt die Herausgabe der Asservate. Doch diese konnten ihr nicht ausgehändigt werden – sie waren inzwischen vernichtet worden.
Der Unfall, der ein Mord war
Für mich steht eindeutig fest, dass der sogenannte Unfall ein Attentat war. Alles spricht dafür, dass Haiders Fahrzeug wahrscheinlich während der Todesfahrt manipuliert und dies im Nachhinein vertuscht wurde. Die Hintermänner, die in Haiders mysteriösen Tod involviert waren und ihn veranlassten und ausführen ließen, stammen meines Erachtens aus einem Netzwerk aus Politik, Wirtschaft, Geheimdiensten und auch Freimaurern. Denn der Kärntner Landeshauptmann hatte viele Feinde – ob im eigenen Land, in der Europäischen Union, in den USA oder in Israel, bei Banken und Logenbrüdern. Viele Skandale um streng vertrauliche geheimdienstliche Operationen belegen politische Morde. Die Hintermänner agieren dabei oft so verdeckt, so geheim, dass die herkömmlichen Dienststellen weder von ihrer Existenz noch ihren Aktionen etwas wissen.
Wir alle müssen endlich verstehen, dass Sicherheitsbehörden nicht dazu da sind, uns vor irgendeiner Gefahr zu schützen – sie schützen ausschließlich die Regierung, die Machtelite ihres jeweiligen Landes. Und genau jene haben auch am 11. Oktober 2008 zugeschlagen – und töteten Jörg Haider, der sich nach seinem fulminanten Wahlerfolg anschickte, nicht nur das etablierte Herrschaftssystem in Österreich, sondern in ganz Europa aus den Angeln zu heben und damit die alte politische Ordnung hinwegzufegen.
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_ Guido Grandt (*1963) ist freier Publizist, TV-Produzent und Verfasser von 35 Büchern. Seit dem tragischen Tod Haiders beschäftigt er sich mit diesem Fall und ist der einzige Journalist, der «Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Mordes an Jörg Haider» bei der Staatsanwaltschaft in Klagenfurt gestellt hat.