Erst wollten Sie Elon Musk erpressen, nun haben die Zensur-Fanatiker den russischen Telegram-Gründer Pavel Durow in Frankreich festgenommen. Vordergründig geht es um angebliche kriminelle Aktivitäten, doch in Wirklichkeit sollen oppositionelle Stimmen mundtot gemacht werden. Mit COMPACT wollte es Nancy Faeser genauso machen, doch wir haben uns erfolgreich gewehrt: Die zunächst verbotene August-Ausgabe ist wieder erhältlich. Hier mehr erfahren.

    Der Telegram-Gründer und -Chef Pavel Durow ist am Samstagabend nach seiner Ankunft aus Aserbaidschan am Pariser Flughafen Le Bourget in Polizeigewahrsam genommen worden. Medienberichten zufolge handelte es sich dabei um eine Zwischenlandung zur Betankung der Maschine des Tech-Unternehmens, das seinen Sitz schon seit einiger Zeit in Dubai hat.

    Durow wurde in Frankreich per Haftbefehl gesucht, weil ihm die dortigen Behörden einen zu laxen Umgang mit kriminellen Aktivitäten auf seiner Online-Plattform vorwerfen. Er soll, so der Vorwurf, nicht genug gegen Aktivitäten wie Drogenhandel oder Betrug auf Telegram unternommen haben – und sich zudem geweigert haben, in solchen Angelegenheiten mit französischen Strafverfolgungsbehörden zu kooperieren.

    Telegram protestiert

    Der Chatdienst selbst betonte nach der Festnahme seines Gründers, der neben der russischen auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, dass Telegram alle geltenden Regeln eingehalten würden. Dazu gehöre auch das hoch umstrittene neue Digital-Gesetz DSA (Digital Service Act), das vorgeblich ein konsequenteres Durchgreifen gegen illegale Inhalte und Aktivitäten auf große Online-Plattformen bewirken soll, von Kritikern allerdings als versteckte Zensurmaßnahme betrachtet wird.

    Das Unternehmen Telegram betonte laut einem Bericht der Tageszeitung Die Welt, sein Chef Durow habe „nichts zu verbergen“ und reise häufig nach Europa. Es sei zudem „absurd“, eine Plattform oder deren Besitzer für den Missbrauch des Dienstes durch Dritte verantwortlich zu machen.

    Tatsächlich haben nicht wenige die Vermutung, dass dem weitgehend zensurfreien Messenger-Dienst nun unter einem Vorwand der Garaus gemacht werden soll, weil er alternativen und oppositionellen Medien eine Plattform bietet. Im Grunde ist das Vorgehen gegen Telegram und Durow mit dem Verbotsversuch von Nancy Faeser gegen COMPACT vergleichbar – nur in größerem Maßstab.

    Cyber-Rebell: Pavel Durov inszeniert sich gerne als «Matrix»-Charakter Neo. Foto: Forbes

    Russisches IT-Genie

    Durow selbst sieht sich – wie der US-amerikanische Tech-Unternehmer und X-Eigentümer Elon Musk – nicht nur als Geschäftsmann, sondern als Vorreiter für die freie Rede und gegen staatliche Zensurmaßnahmen. Aufgrund seiner Vita verfügt der am 10. Oktober 1984 in Leningrad (heute St. Petersburg) geborene IT-Spezialist in dieser Hinsicht über eine besondere Glaubwürdigkeit.

    Gemeinsam mit seinem Bruder Nikolai heimste Pavel schon im Jugendalter zahlreiche Technik-Preise ein und gewann 1996, 1997 und 1998 jeweils eine Goldmedaille bei Internationalen Mathematik-Olympiaden. Hinzu kamen Siege bei drei Informatikwettbewerben in der Mannschaft der Staatlichen Universität Sankt Petersburg. Später versuchten die Brüder ihr Glück im Ausland.

    Im Jahr 2001 kehrten sie allerdings in die Millionenmetropole an der Newa zurück. Sie erlebten den Beginn des russischen Boom-Jahrzehnts, in dem sich die Zahl der dortigen Internet-Nutzer von drei auf 100 Millionen verzigfachen sollte. Die Durovs hatten entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung.

    Nur zwei Jahre nach Gründung von Facebook durch Mark Zuckerberg brachten sie 2006 ein eigenes, für den Heimatmarkt zugeschnittenes soziales Netzwerk heraus: VK schlug ein wie eine Bombe und gewann innerhalb weniger Jahre mehr als 30 Millionen Nutzer. Auch privat ging es bei Pavel Durow voran. Er heiratete seine hübsche Kommilitonin Daria Bondarenko, die ihn während eines Interviews für eine Studentenzeitung nach allen Regeln der Kunst umgarnte und als „Genie“ anhimmelt. Das Paar hat zwei Kinder, ist inzwischen geschieden.

    Radikal für die Freiheit

    Politisch einbinden lassen wollte sich Durow nie. Stets legte er sich mit den Herrschenden an – auch mit dem Kreml. Er verfasste flammende libertäre Manifeste, in denen er völlige Freiheit für das Netz, aber eine hohe Besteuerung der staatlichen Öl- und Gaskonzerne forderte, um so die Rohstoffabhängigkeit Russlands zu brechen.

    Er schrieb Sätze wie:

    „Das gefährlichste Gift ist Information.“

    Gemeint war: für die Mächtigen. In solchen Aphorismen offenbart sich ein zunehmend radikaler Selbstdenker, der keinerlei Rücksichten mehr zu nehmen gedenkt. Als ihm der als geheimdienstnah geltende Juri Milner vom Konkurrenten mail.ru ein Übernahmeangebot für VK unterbreitete, antwortet Durow mit einem in die Kamera gehaltenen Mittelfinger.

    Wenig später folgte die Retourkutsche: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde Durow im Zuge einer feindlichen Übernahme ohne sein Wissen aus seinem eigenen Unternehmen herausgekauft. Der Schweizer Tagesspiegel  orakelte schon über das „abrupte Ende einer steilen Karriere“, doch niemand hatte die Rechnung mit der unbändigen Willenskraft des Ausgebooteten gemacht.

    St. Kitts und Nevis: Für 250.000 Dollar kaufte sich Durov einen Pass des Karibik-Staates. Foto: Maxx-Studio/Shutterstock

    Der verließ sein Heimatland und begab sich mit einer Kernmannschaft seiner besten Programmierer auf eine mehrjährige Odyssee durch zahlreiche Länder – dabei wurde Durows neues Erfolgsmodell Telegram finalisiert. Seine wichtigste Stütze bleib stets Bruder Nikolai, der auch den Quellcode des Messenger-Dienstes entwickelte.

    Durows Feinde

    Mit Telegram, gestartet 2013, wollte das Duo endgültig nach den Sternen greifen. Niemand sollte sich mehr in die Kommunikation zwischen den Bürgern einmischen – auch und gerade die Regierungen nicht, denen es nach Ansicht der Brüder ohnehin nur um ihren eigenen Machterhalt gehe, ob in Ost oder West. Daher führten Sie auch die Möglichkeit hoch verschlüsselter Geheim-Chats ein, die den Zensurwächtern in Europa ein besonderer Dorn im Auge sind.

    Während die großen US-Plattformen Facebook, Twitter und Youtube zunehmend den Zensurwünschen des linksliberalen Mainstreams zu Diensten sind, bleibt Telegram bis heute unbeugsam. Reine Meinungsäußerungen – und mögen sie auch noch so radikal ausfallen – werden geduldet.

    Die Empörung, die in Deutschland deswegen ausgebrochen ist, ist geradezu selbstentblößend. Feierte die FAZ Durow 2018 noch als „Beschützer des freien Internets“, so sind solche Lobgesänge mittlerweile regelrechten Tiraden gewichen. Ein „Kanal voll Hass und Hetze“ sei Telegram, giftete die Welt am Sonntag bereits 2022 und fügte die fast komisch anmutende Klage an, dass sich „die Firma“ den deutschen Behörden entziehe.

    Die Standhaftigkeit zahlte sich für Durow bislang auch finanziell aus: Laut Forbes ist der Russe mit einem Vermögen von mehr als 17 Milliarden Dollar mittlerweile zum reichsten Mann des Glitzer-Emirats Dubai aufgestiegen. In dessen Media City, wo keine Unternehmenssteuern zu zahlen sind, soll Telegram seinen Sitz bezogen haben.

    Ganz sicher hat sich Durow mit seinem Kampf für Meinungsfreiheit viele Feinde gemacht. Ein halbes Dutzend regimekritischer Proteste in aller Welt, ob in Hongkong oder Kasachstan, aber auch auf den Straßen Deutschlands und Österreichs, wären ohne die Basis der von ihm zur Verfügung gestellten Technologie nicht möglich gewesen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die  COMPACT aus dem Weg räumen möchte, hatte sogar schon mal mit einer „Abschaltung“ von Telegram gedroht – was ebenso bezeichnend wie technisch unmöglich ist.

    Im Visier von FBI und CIA

    Nun also will man Durow unter an den Haaren herbeigezogenen Vorwänden den Saft abdrehen. Das sieht auch US-Star-Moderator Tucker Carlson so, der am Samstag anlässlich der Verhaftung des Tech-Unternehmers erklärte:

    „Pavel Durov verließ einst Russland, als die Regierung versuchte, sein Unternehmen für soziale Medien, Telegram, zu kontrollieren. Aber letztendlich war es nicht Putin, der ihn verhaftete, weil er der Öffentlichkeit die freie Meinungsäußerung ermöglichte. Es war ein westliches Land, ein Verbündeter der Regierung Biden und begeistertes NATO-Mitglied, das ihn einsperrte.“

    Erst vor wenigen Wochen hatte der Telegram-Gründer in einem seiner seltenen Interviews gegenüber Carlson bestätigt, dass die US-Geheimdienste FBI und CIA versucht hätten, einen Mitarbeiter seines Unternehmens zu bestechen, um eine geheime Backdoor in das System zu integrieren, über die die Agenten alle Daten hätten abgreifen können. Durow verhinderte das Komplott – und sitzt nun hinter Gittern. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

    Musk fordert Freilassung

    Neben Tucker Carlson prangerte auch Durows Kollege Elon Musk das Vorgehen gegen Telegram in deutlichen Worten an. „Moderation ist ein Propagandawort für Zensur“, hatte der X-Chef schon in seinem legendären Interview mit Don Lemon gesagt (das COMPACT hier veröffentlicht hat).

    Elon Musk: Seit er Twitter (jetzt X) übernommen hat, laufen die Links-Woken Ampk. Foto: Angga Budhiyanto | Shutterstock.com

    Nun setzte Musk gleich mehrere Posts zum Fall Durow ab. „Liberté Liberté! Liberté?“, schrieb er in einem Beitrag, „Gefährliche Zeiten“, in einem anderen. Des Weiteren veröffentlichte Musk ein Video von Durow, in dem es um Meinungsfreiheit geht, und setzte den inzwischen millionenfach verwendeten Hashtag #FreePavel hinzu. Der X-Gründer fordert also die sofortige Freilassung seines russischen Kollegen.

    Um dies zu unterstreichen schrieb Musk dann noch mal am Sonntag auf X:

    „Es ist für die Unterstützung der freien Meinungsäußerung unerlässlich, dass Sie X-Beiträge an Menschen weiterleiten, die Sie kennen, insbesondere in Ländern, in denen Zensur herrscht.“

    Darüber hinaus teilte er einen Tweet von Chris Pavlovski, dem CEO der zensurfreie Youtube-Alternative Rumble. Dieser hatte am Wochenende erklärt, dass Frankreich mit der Verhaftung Durows „eine rote Linie überschritten“ habe.

    Genießen Sie Meinungsfreiheit! Garantiert zensurfrei! Nancy Faeser will nicht nur Telegram den Garaus machen, sie hat auch versucht, COMPACT verschwinden zu lassen. Doch wir konnten uns erfolgreich wehren! Darum ist auch die zunächst verbotene August-Ausgabe jetzt erhältlich. Lesen Sie, was Ihnen Faeser verbieten wollte. Hier bestellen.

    7 Kommentare

    1. Th.Stahlberg am

      Elon kann dafür sorgen, dass Macrons wirtschaftlich angeschlagene Kloake auf den verschiedensten Gebieten massenhaft boykottiert und zur Besinnung gebracht wird. Russland hat die Pflicht und die Möglichkeiten, seinem Staatsbürger effektiven Entsatz zu schaffen. Hoffentlich begreifen sie die ihnen objektiv zugefallene Aufgabe und ziehen ein paar Maßnahmen durch, welche den verachtungswürdigen Goldman-Wixer zum Zurückrudern zwingen. OMG: es ist überhaupt nicht mehr möglich, solche Führungsfiguren des Westens ohne Brechreiz und Verachtung anzuschauen.

    2. "Ein „Kanal voll Hass und Hetze“ sei Telegram, giftete die Welt am Sonntag":
      Es sind Spiegeljournailisten, glauben daß sie über andere schreiben, offenbaren dabei aber im Wesentlichen nur sich selbst.

    3. “Nachdem der Iran sensible israelische Daten gestohlen hat, versucht Israel, das Internet zu zensieren”

      “Vor einigen Monaten gelang es ausländischen Hackern, in einen Computer des israelischen Justizministeriums einzudringen. Zehntausende von geheimen Dateien und sensiblen E-Mails wurden geleakt. Auf Telegram [!] wurden Links veröffentlicht, über die jeder die Dateien herunterladen konnte…”

      Edit: “manipulierte” Dateien war ein Übersetzungfehler. Im Original heißt es “breached files”

      https://www.haaretz.com/israel-news/security-aviation/2024-08-21/ty-article-magazine/.premium/israels-futile-war-against-massive-iranian-hack-of-secret-data/00000191-6bd7-d1ee-afb5-6bff8a510000

    4. Ich mache mir den Reim daraus weil zu viel nationale und patriotische Opposition bei Telegram ihre Ansichten verbreiten darf und so immer mehr Zulauf bekommt. Billiger Stammtischrassismus und Gewaltaufrufe werden wohl große Fehlanzeige sein wenn alles im rechtlichen Rahmen abläuft und so muss halt wieder eine Hexenjagd gegen den Betreiber gestartet werden. Anders sieht es ja gerade bei der linken Seite aus besonders bei Facebook da darf schon mal gehetzt werden und wortwörtlich zur Gewalt aufgerufen werden da ja die Antifa Blockwart und Richter des Großkapitals ist. Wir alle wissen wie der Hase läuft und die Herrscherklasse ist wie im Römischen Reich am Ende. Vergleiche ziehe ich zur fehlgeschlagenen Expansionspolitik für die NATO in Osteuropa die halt mit Konsum und Unterhaltungsindustrie heruntergespielt wird auf das der Großteil brav schweigt und sich alles bieten lässt. So jetzt noch mal zum Thema Soziale Netzwerke: gerade jetzt werden genug Fakeprofilgruppen ihr Unwesen mit den Zauberzahlen 86,90 und 130 treiben wo eine Erwiderung oder Gefällt mir Klick ausreichen damit die Staatsanwaltschaften aktiv werden. Hilfreiche Literatur ist der Rechtsratgeber für Dissidenten und Aktivisten oder das Hörbuch Mäxchen Treuherz. GEBT THOMAS UND NANCY KEINE CHANCE!!!

    5. Frankreich gebärdet sich inzwischen als ein autoritärer Failed-State. Was sind das für Zustände in einem Land, das einst als erste Anlaufstelle für Verfolgte des Nazi-Regimes galt??

    6. Ein aufschlussreiches 10 Min. Interview von Pawel Durow mit Tucker Carlson.
      Es geht darin auch um die Unatraktivität der BRD für Unternehmen (und startups ).

      Siehe youtube Kanal

      FreieMedien Deutschland

      Pawel Durow und Tucker Carlson auf Deutsch

      https://www.youtube.com/watch?v=4ZJ6MRnV8O0

      • Materialistischer Unhold der alles Wiegen und Messen in den Dienst der egoistischen Bereicherung stellt. Das ist sein höheres Ziel, der Kompass der Negativauslese: Gewinn. Reichtum = Wegnehmen, Ausbeuten = Ekelhaft., Schändlich. Verflucht! Außer dem Ego-Sinn ist der dt. Mensch auch noch in Heimat und Volk verwurzelt, daraus Nation und Staat bildend.