Nach der Wahl ist vor der Wahl: Am 7. Juli sind die Franzosen erneut zum Urnengang aufgerufen. Wir erläutern, wie sich die Lage vor der zweiten Runde darstellt – und welche Chancen die Rechte hat. Verpassen Sie nicht unsere große Frankreich-Doku am Sonntag, 7. Juli, auf unserem Youtube-Kanal. Was passiert, wenn die rechte Welle über den Atlantik schwappt, lesen Sie in unserer neuen Spezial-Ausgabe „Trump: Sein Leben. Seine Politik. Sein großes Comeback“. Brandaktuell! Hier mehr erfahren.

    _ von Matisse Royer

    In einer angespannten und von Gewalt geprägten politischen Atmosphäre spiegeln die Ergebnisse der ersten Runde der Parlamentswahlen in Frankreich eine zwischen drei großen Blöcken zersplitterte Wählerlandschaft wider.

    Die drei Blöcke

    Bei einer außergewöhnlich hohen Wahlbeteiligung von rund 68 Prozent vereinte die Koalition der nationalen Rechten um den Rassemblement National (RN) 33 Prozent der Stimmen (RN: 29,3 Prozent) auf sich, die Koalition der Linken 28 Prozent und die Zentristen unter Führung von Renaissance, der Partei von Präsident Emmanuel Macron 20,0 Prozent.

    1) Die Rechte: Ein Garant für Stabilität und Ordnung

    Vor dem Hintergrund sozialer Spannungen und Gewalt wird die Rechte mit 33 Prozent der Stimmen von einem großen Teil der Wähler als Garant für Ordnung und Stabilität wahrgenommen. Der Rassemblement National ist die Bewegung, die in die viel Vertrauen gesetzt wird. Die wichtigsten Themen der Bürger laut Umfragen: Kaufkraft, Sicherheit, Einwanderung. Genau das sind auch die Themen, mit denen der RN punkten konnte. Darüber hinaus präsentiert sich der RN des frischen Windes und des „Wir haben es noch nie versucht“. Jordan Bardella und Marine Le Pen sind die beliebtesten Politiker in Frankreich. Auch das zeigen Umfragen.

    Patriotischer Popstar: RN-Chef Jordan Bardella macht Selfies mit den Fans. Foto: Jordan Bardella / Facebook

    Mit diesem Profil kann der RN vor allem bisherige Nichtwähler und Wähler anderer Parteien, die auf der Suche nach einem Garanten für Sicherheit und Berechenbarkeit für den zweiten Wahlgang am 7. Juli ansprechen. Prognosen sagen der Rechten eine Anzahl von am Ende 240 bis 297 Sitzen in der Nationalversammlung voraus. Damit würden sich der Rassemblement und seine Partner aus den Reihen der Republikaner an der Schwelle zueiner absoluten Mehrheit befinden, die es ihr ermöglichen würde, ein starkes und kohärentes politisches Programm durchzusetzen, ohne dass größere Kompromisse notwendig wären.

    2) Die Linke: Mobilisierung und Chancen

    Mit Prozent ist die linke Volksfront in einer strategischen Position, die der Rechten ihre Dominanz durchaus noch streitig machen könnte. Die Koalition umfasst nicht nur gemäßigte, sondern auch extremistische Parteien (wie die LFI und die NPA) sowie gewaltaffine Personen. Viele Kandidaten der zuvor genannten Parteien wurden verurteilt – unter anderem wegen Gewalt an Frauen oder Anstiftung zu Hass und Verherrlichung von Terrorismus.

    Der Schlüssel für die Linke liegt in ihrer Fähigkeit, nicht nur ihre traditionelle Wählerschaft durch ihre Gegnerschaft zur „extremen Rechten“ zu mobilisieren, sondern auch zentristische Stimmen einzufangen, die durch den Aufruf der Macron-Treuen, die Rechte zu blockieren, ermutigt werden. Diese potenzielle Mitte-Links-Koalition könnte das Blatt am 7. Juli wenden, vor allem in Wahlkreisen, in denen die Ergebnisse knapp sind.

    3) Die Zentristen: Präsidenten-Mehrheit im Zerfall

    Mit 20 Prozent der Stimmen befinden sich die Zentristen in einer wichtigen Position. Ihr Aufruf, die Linke zu unterstützen, indem sie sich in Dreiecks- (oder Vierer-)Rennen in bestimmten Wahlkreisen zurückzieht, ist ein strategisches Manöver, das den Ausgang der Wahl bestimmen könnte. Renaissance & Co. könnten als politischer Moderator entweder die Linke stärken, indem sie ihr entscheidende Bündnisse anbietet, oder als ausgleichende Kraft fungieren, die die Möglichkeit der Rechten, ohne nennenswerte Opposition zu regieren, einschränkt. Die Zentristen wären damit direkt für die relative Mehrheit der Rechten und damit für die Instabilität der Regierung verantwortlich.

    Instabilität droht

    In einer Situation ohne klaren Sieger besteht die Gefahr einer institutionellen Blockade. Eine absolute Mehrheit ist nur für Koalitionen möglich. Es besteht die Gefahr, dass man den Weg zu einer Koalition der Linken und der Mitte einschlägt, um den RN zu bekämpfen.

    Die Wahlentscheidung jener Republikaner, die ihrem Vorsitzenden Ciotti – der für ein Bündnis mit dem RN ist – in der ersten Runde nicht gefolgt sind, wird von großer Bedeutung sein. Sie können – angesichts einer Unterstützung des Zentrums für den Linksblock – de facto zur Koalition der Rechten gezählt werden. Der Autor Benjamin Morel warnt, dass ohne funktionsfähige Regierung „keine Initiative ergriffen werden kann, weder auf legislativem noch auf regulatorischem Weg. Man verschleppt die laufenden Geschäfte.“

    Im Jahr 2022 gewann Macron eine relative Mehrheit, aber die Oppositionen hatte sich damals noch nicht verbündet. Heute ist eine Minderheitsregierung in Sichtweite. Im Zuge dessen könnte es dazu kommen, dass bald kurzlebige Regierungen schnell aufeinander folgen. Dies mag in parlamentarischen Republiken wie Italien üblich sein, in einem Präsidialsystem wie Frankreich wäre das eine neue und nicht ungefährliche Situation – gerade auch wegen der schwelenden ethnischen und sozialen Konflikte.

    Matisse Royer, Jahrgang 2001, studiert Medizin in Südfrankreich und engagiert sich für soziale und politische Belange auf Korsika, in der Bretagne und darüber hinaus in ganz Europa.

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    11 Kommentare

    1. Natürlich am

      Fünf Tage vor der entscheidenden Runde der Parlamentswahl in Frankreich haben sich mindestens 214 Kandidatinnen und Kandidaten aus der Stichwahl zurückgezogen. In fast allen Fällen wollten sie die Wahl eines Rechtspopulisten in ihrem Wahlkreis verhindern. Die Frist für die Anmeldung zur entscheidenden Stichwahl am kommenden Sonntag ist am Dienstag um 18.00 Uhr abgelaufen.

      sehr geschickt. Damit hat der RN um LePen keine Chance mehr .

    2. "Bardella", ein Name eher italienisch als franzisch. Nun ja, Fronkreisch fuhr ja vor 200 Jahren bereits mit einem Italiener, Napoleone Bounaparte, ganz gut, jedenfalls eine Weile.
      Ob das für Deutschland gut oder schlecht wäre, hängt davon ab, ob la France mehr Russland oder Deutschland als Feind wahrnimmt.
      Nix genaues weiß man nicht, jedenfalls ist Frankreich nicht Deutschland.

      • Sie verstehen scheints gar nix. Bei diesen FR-Wahlen ist DE so egal wie Fliegenscheiße, hier geht es um ein NEUES und ANDERES EUROPA!!!!

    3. Comedy pur

      Das alberne Getue "Gegen rechts, Nazipartei, FCKAFD" ist nichts weiter ein weiteres schlechtes Theaterstück aus der Mottenkiste des letzten Jahrhunderts.

      Die ständigen Pseudo-Aktionen "des tiefen Staates" gegen AfD, die regelmäßig veranstaltet werden.
      Die Spielchen des permanenten Drucks der Globalisten und ihren gekauften Helfershelfer dienen dem Aufbau eines Feindbildes, ein Mythos, welches der Wirklichkeit nicht entspricht,

      Mit Grün-Rot-Gelb-Schwarz-Lakaien ist es einfacher und schneller globalistische Ziele zu realisieren als mit dem "blauen Wunder", die quasi auch eine Systempartei geworden ist.
      Der Unterschied für die Global-Eliten zwischen Altparteien und AfD ist 1. und 2. Wahl.

      Die sogenannten "rechten Parteien" sind unterwandert, gespalten, zersetzt bzw. potentielle Widerständler in den Parteien kaltgestellt oder mit Mordanschlägen eingeschüchtert.
      Chrupalla, Fico, Jürgen Möllemann, Jörg Haider sind Beispiele dafür.

      Wie gut die "rechten Parteien" systemkonform auf globalistischen Kurs gebracht worden sind, sieht man an Marine Le Pen , Weidel, Meloni, Geert Wilders.

      https://www.youtube.com/watch?v=A26XOVB6cIo
      https://www.youtube.com/watch?v=rvPmh3OU2V0

    4. Peter vom Berge am

      EILMELDUNG:

      Le Pen wirft Macron vor, einen "Staatsstreich" vorzubereiten

      Der französische Präsident Emmanuel Macron nimmt in letzter Minute eine Umbildung von Regierungsstellen vor, um zu verhindern, dass der Vorsitzende der Nationalen Sammlungspartei, Jordan Bardella, so regiert, wie er es wünscht, glaubt die ehemalige Parteivorsitzende Marine Le Pen. Es wird allgemein erwartet, dass die RN bei der Stichwahl am Sonntag eine Mehrheit erringen wird.

    5. Bert Brech am

      Damit französische Politiker ihre Umsonstgeldversprechen einhalten können, müssen die "gemeinsamen" Schulden der bunten Transferunion komplett auf die dummen Boche umgelegt werden.
      Dann wird der ‚Frieden‘ plötzlich wieder ganz wichtig, "Deutschland" wird sich seiner "historischen Schuld erinnern" und zahlen, "um einen erneuten Krieg in Europa zu verhindern".

      • Die dummen Boche führen ja schon wieder einen Krieg, und den ein weiteres Mal – ohne mentalen Zugewinn durch historische Erfahrungen – gegen Russland!!!

    6. Peter vom Berge am

      Wieso gibt es in Frankreich eigentlich unterschiedliche Machtblöcke? Weil die Besatzer unsere Blödheit ausgenutzt und uns gespalten haben!

      ALLE Machtblöcke würden gewinnen, wenn wir uns von den Besatzern befreien:

      Die Linken hätten mehr zum Umverteilen, wenn die NATO-Ausgaben wegfallen.

      Die Konservativen könnten ihre Werte besser konservieren, wenn der amerikanische Kulturdreck unsere Gesellschaft nicht zerstört und wir uns so auf unsere europäischen Werte besinnen können.

      All diese Spaltung wurde künstlich erzeugt und liegt nicht im Interesse Europas!

      RAUS AUS DER NATO!

      • Gut geschrieben. genau seswegen wäre Kooperation sinnvoller.
        Aber stattdessen soll es wie hierzulande laufen und am Ende bestimmt die Gruppe mit der geringsten Zustimmung weiter wo es lang geht.

    7. Mit Parteien spaltet man Völker. Daher wurden sie gegeneinander auserwählt.

      • Der Heide Widukind ließ sich schließlich taufen und kassierte vom großen Karl lieber eine Pension, statt sich köpfen zu lassen, vernünftiger Bursche. Was nicht zusammen gehört, muß gespalten werden, ganz einfach. Z.B. gehören unbelehrbare Heiden und Gottestreue nicht zusammen.