Ein Einzeltäter kommt selten allein

Aus aktuellem Anlass: Erst vor wenigen Wochen wurde auf den slowakischen Premier Robert Fico ein Mordanschlag verübt. Auch er hatte sich unter den im Westen tonangebenden Politikern viele Feinde gemacht. Ein Auszug aus der Juli-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Deutschland den Deutschen». Hier mehr erfahren.

_ von Kai-Uwe Reiter

In der Slowakei spricht man noch immer von einem kollektiven Schock. Für das Land war es der erste Anschlag auf einen Politiker überhaupt. Aber auch in der europäischen Geschichte muss man einige Jahrzehnte zurückgehen, um auf einen Mord an einem Premier zu stoßen: 2003 waren der Serbe Zoran Djindjic, 1988 der Schwede Olof Palme die Opfer gewesen. In der EU oder ihrem Vorläufer, der EG, wurde noch nie ein Regierungschef ermordet.

Schüsse in Handlova

Aufgeklärt ist bislang nicht wirklich viel. Die Meldungen und Bilder vom Anschlag am 15. Mai gingen um die Welt: Nach einer Kabinettssitzung im Kulturhaus der Kleinstadt Handlova begab sich Fico ins Freie, um dort Hände zu schütteln. Plötzlich wurde aus nächster Nähe das Feuer auf ihn eröffnet, Fico von mehreren Kugeln getroffen und unverzüglich in ein Krankenhaus im nahe gelegenen Banska Bystrica gebracht. (…)

Als Täter wurde noch am Ort des Geschehens der 71-jährige Amateurschriftsteller und Ex-Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes Juraj Cintula festgenommen. In seiner Heimatstadt Levice war er Gründer eines Literaturklubs und Mitglied der offiziellen slowakischen Schriftstellervereinigung. (…)

Seit Jahren veröffentlichte Cintula politische Statements in Onlinenetzwerken oder verfasste resignierte Gedichte. Seine Waffe besaß er legal. Fraglos richtig ist, was Innenminister Matus Sutaj-Estok noch am Tag des Anschlags in einer Pressekonferenz bekannt gab: «Es besteht kein Zweifel, dass das Attentat einen politischen Hintergrund hatte.» Die Frage ist nur, ob es dabei lediglich um die Unzufriedenheit des Juraj Cintula ging. (…)

Auch Fico hatte sich seit seiner Wiederwahl im September 2023 als vehementer Gegner der westlichen Ukraine-Unterstützung positioniert. Schon im Wahlkampf hatte er angekündigt, alle Waffenlieferungen an Kiew zu stornieren. Im Gegensatz zu den meisten anderen EU- und NATO-Mitgliedern lehnt er die Unterstützung der Ukraine mit Nachdruck ab und sprach sich bei zahlreichen Gelegenheiten für Friedensverhandlungen aus. Noch kurz vor dem Anschlag erklärte er, die Ukraine sei ein von den USA kontrolliertes Land; einen NATO-Beitritt Kiews würde die Slowakei blockieren. (…)

Ein Attentäter mit Hintergrund

Die slowakischen Behörden wollen inzwischen nicht mehr ausschließen, dass Ficos Attentäter Juraj Cintula nicht der Einzeltäter ist, als den sie ihn der Öffentlichkeit zunächst präsentierten. Man arbeite inzwischen auch mit der «Version, (…) dass es sich nicht um einen einsamen Wolf handelte», gab Innenminister Sutaj-Estok wenige Tage nach dem Anschlag bekannt.

Als wichtiges Indiz für dieHintermänner-These führt Sutaj-Estok an, dass der vollständige Inhaltsverlauf auf Cintulas Facebook-Seite zwei Stunden nach seiner Festnahme gelöscht worden sei. Aber der Attentäter befand sich zu diesem Zeitpunkt in Polizeigewahrsam und hatte keinen Internet-Zugriff. Auch seine Frau, hieß es, habe in diesem Augenblick nich

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Juli-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Deutschland den Deutschen». Hier bestellen.t darauf zugreifen können. Die im russischen Exil lebende deutsche Journalistin Alina Lipp weiß mehr. (…)