Nicht die Schlacht um Stalingrad im Winter 1942, sondern die alliierte Invasion am 6. Juni 1944, also vor 80 Jahren, brachte im Zweiten Weltkrieg die Entscheidung. Die Ereignisse und bislang auch unbekannte Zusammenhänge beleuchtet das Buch „Verrat in der Normandie“ von Friedrich Georg. Hier mehr erfahren.

    In „Verrat in der Normandie“ befasst sich der Zeitgeschichtler und Autor Friedrich Georg vor allen Dingen mit der zentralen Frage, wie es angehen konnte, dass die monatelange Vorbereitung der größten Armada der Weltgeschichte für die deutsche Seite voller Geheimnisse blieb.

    Die Öffentlichkeit in Großbritannien schien indes „ziemlich genau zu wissen, was da vorging“, wie sich ein US-Zeitzeuge später erinnerte. Britische und amerikanische Soldaten „spürten, dass der D-Day nicht mehr weit sein konnte, als sie noch einmal 24 Stunden Ausgang bekamen“, heißt es in seinen Aufzeichnungen weiter. Potenzielle französische Partisanen und die deutsche Abwehr erfuhren aus verschlüsselten Durchsagen der BBC Anfang Juni 1944, dass die Invasion unmittelbar bevorstehen musste.

    Festungen waren gestern…

    Der britische Historiker Antony Beevor, der sich ebenfalls intensiv mit den Hintergründen und Merkwürdigkeiten der ersten Tage im Juni 1944 befasst hat: „In Erwartung der Invasion hielt sich Hitler im Berghof, seiner Alpenresidenz oberhalb von Berchtesgaden, auf. Am 3. Juni – die Schiffe der Alliierten wurden gerade beladen – feierte man dort mit großem Pomp eine Hochzeit: Eva Brauns jüngere Schwester Gretel heiratete SS-Gruppenführer Hermann Fegelein.“

    Hitler habe auf den Atlantikwall vertraut, der angeblich von Norwegen bis zur Grenze Spaniens reichte, aber eher ein Produkt der NS-Propaganda war. Seit der Überwindung der Maginot-Linie musste dem NS-Diktator eigentlich klar gewesen sein, dass solche Festungen im Bewegungskrieg der neueren Zeit keine Rolle spielen konnten.

    Generalfeldmarschall Erwin Rommel, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B, war sich nach seinen eigenen Erklärungen bewusst, dass die ersten zwei Tage der alliierten Landung entscheidend sein würden. Offenbar hatte er zu diesem Zeitpunkt aber nicht damit gerechnet. Denn er verließ sein Hauptquartier im Schloss La Roche-Guyon und reiste am 5. Juni zum Geburtstag seiner Ehefrau ins 1.800 Kilometer entfernte Herrlingen, um mit ihr zu feiern.

    Dabei hatte das französische Programm der BBC am 1. Juni in eindringlichem Ton eine „persönliche Nachricht“ verlesen lassen. Die Botschaft konnte kaum klarer sein: „Die Stunde der Schlacht ist nah.“ Am frühen Abend des 5. Juni folgte eine weitere Botschaft. Sie lautete: „Die Würfel sind gefallen.“

    …und Speidel ging zu Bett

    Während Rommel in Herrlingen weilte, führte sein Stabschef General Hans Speidel die Geschäfte. In der Invasionsnacht erfreute sich eine Runde von Speidels Leuten an einem Trinkgelage. Der britische Historiker David Irving hat diesen Umstand in den neunziger Jahren in einem seiner Bücher wie folgt aufgespießt: „Draußen war der Mond aufgegangen, der Cognac belebte in warmen, goldenen Strömen die Unterhaltung.“

    Durch eine Serie von Telefonanrufen wurde Speidel dann davon unterrichtet, dass die Invasion begonnen habe oder am Morgen des nächsten Tages, des 6. Juni, beginnen werde. Speidel blieb dennoch bei seinen Gästen, die erst gegen Mitternacht aufbrachen. Um 1:00 Uhr ging der General zu Bett.

    Rommel aber war weit weg, während die ersten alliierten Fallschirmjäger in der Normandie absprangen. Erst am Abend des ersten Invasionstages erreichte der Feldmarschall sein Hauptquartier im Schloss La Roche-Guyon. Da hatten sich die alliierten Truppen bereits festgesetzt.

    Generalfeldmarschall Erwin Rommel (rechts) am 18. April 1944 in Calais bei der Inspektion des Atlantikwalls mit Generalleutnant Dr. Hans Speidel (links) und Hauptmann Hellmuth Lang. Foto: Bundesarchiv, Bild 101I-719-0240-22 / Jesse / CC-BY-SA 3.0, / Wikimedia Commons

    Rommel hatte nicht die geringste Ahnung, dass sein Stabschef Speidel sich weniger auf die Abwehr der alliierten Invasion konzentrierte als auf die Verschwörung gegen Hitler. Ganz anders handelte der weniger einflussreiche General der Artillerie Erich Marcks, der unter den Reichskanzlern von Papen und von Schleicher 1932/33 Leiter der Pressestelle der Reichsregierung gewesen war. Zwei seiner drei Söhne waren bereits gefallen, Marcks selbst hatte im Ersten Weltkrieg ein Auge und 1941 ein Bein verloren. In der Nacht vom 5. auf den 6. Juni war er in Erwartung der Invasion im Bunker geblieben. Er fiel am 12. Juni 1944.

    Nicht zu erreichen war während der alliierten Landung Generalmajor Feuchtinger, der sich zu einem Schäferstündchen nach Paris begeben hatte. General Marcks war kurz vor seinem Tod entrüstet über die offenbar unüberwindbaren Schwierigkeiten, die bereitstehenden deutschen Panzerarmeen gegen die gelandeten Invasionssoldaten in den Kampf zu werfen, bevor die gigantische Luftüberlegenheit der Anglo-Amerikaner dies unmöglich machen würde.

    Ungeheuerliche Wucht

    Laut übereinstimmenden Historikererkenntnissen war Hitler in dieser Nacht nach einer Unterhaltung mit Eva Braun und Goebbels über Filme und die Weltlage bis 2:00 Uhr gegen 3:00 Uhr morgens zu Bett gegangen. Erst am Nachmittag des 6. Juni habe der Oberbefehlshaber der Wehrmacht die Panzerdivisionen zum Einsatz freigegeben. Zu einem massiven deutschen Gegenangriff mit Panzern, den die Luftlandetruppen durchaus erwartet hätten, ist es nicht mehr gekommen. Nach Auffassung von Hitlers Luftwaffenadjutanten von Below, der auf dem Berghof Dienst tat, habe Hitler die wahre Stärke der Alliierten in der Luft und auf dem Meer nicht zur Kenntnis genommen.

    Auch der von den Alliierten befürchtete Großeinsatz der deutschen Kriegsmarine und insbesondere der auf ihren Basen in der Bretagne stationierten deutschen U-Boote gegen die Landungsflotte blieb aus. Dabei zeigten sich die deutschen Soldaten beim Anblick der Invasionsschiffe tief erschüttert. Einer hält fest: „Die Invasionsflotte war wie eine riesige Stadt mit Hochhäusern aus dem Meer am Horizont aufgetaucht – ungeheuerlich.“

    „Fast geheult vor Wut“

    Über die Gegebenheiten der Luftstreitkräfte schrieb Oberstleutnant Josef Priller, Kommodore des Jagdgeschwaders 26 „Schlageter“: „Die Anglo-Amerikaner hatten 12.837 Flugzeuge für die Invasion bereitstehen. (…) Von den rund 13.000 Flugzeugen waren 5.409 Jäger.“ Priller aber war mit lediglich einem weiteren Kameraden in den Kampfraum geflogen und hat „fast geheult vor Wut, dass ich nur zwei Maschinen hatte“.

    Der Chef der Luftwaffe, Reichsmarschall Göring, hatte versagt und sich in den Kriegsjahren für alles Mögliche interessiert, aber kaum für die Erfordernisse einer starken Luftabwehr beziehungsweise einer schlagkräftigen Jägerwaffe. Dabei verfügte Deutschland über die in jeder Hinsicht besten Jagdflugzeuge, die aber nicht hinreichend gefördert und ausreichend produziert wurden. So kam es, wie es letztlich kommen musste.

    Friedrich Georgs Werk „Verrat in der Normandie“ hat es wirklich in sich! Selbst geschichtlich interessierte Zeitgenossen erhalten Einblicke, die so bislang nicht möglich waren. Hier bestellen.

    14 Kommentare

    1. Wilhelmine von Schlachtendorff am

      Deutschland

      hat am sog. "D-Day" nur eines zu feiern, nämlich seinen Helden

      Heinrich Severloh!

      Er lebe hoch für alle Zeit!!

    2. Ahnenverherer am

      Im Zweiten Weltkrieg haben alle Beteiligten weissen Nationen verloren. Gewonnen hat die internationale Hochfinanz.
      Nie wieder Bruderkrieg!

      So Beherrscht Man Die Welt Die Geheimen Geostrategien Der Weltpolitik
      https://archive.org/details/pedro-banos-so-beherrscht-man-die-welt-die-geheimen-geostrategien-der-weltpolitik

      Sun Tzu Die Kunst Des Krieges
      https://archive.org/details/SunTzuDieKunstDesKrieges

      36 Chinesische Machtstrategien
      https://archive.org/details/36ChinesischeMachtstrategien

    3. Bert Brech am

      Nur durch Verrat konnte deren "greatest Generation" auch in ihren Heimatländern den Boden für bunte Vielfalt und Drag Queen Story Hours bereiten.
      Wäre Hitler in seiner Mitmenschlichkeit mehr wie Stalin gewesen, hätte Deutschland den Krieg gewonnen und die Welt wäre noch normal.

      • Sokratismus am

        Hmpf. Übermäßige Mitmenschlichkeit ist nun das Letzte, was man H. vorwerfen könnte. Sieg oder Niederlage einer ganzen Nation hängen nicht von einer einzigen Person ab. Es waren einfach zu viele, da hätten "Wunderwaffen" die schließliche Niederlage verzögert, aber nicht verhindern können.

    4. À propos D-Day…
      80% des US-Volks wollte damals "America first".
      Also Nichteinmischung.
      Wie auch schon beim beim WK1.
      Interessante Form von Demokratie dort drüben.
      Aber hier eine, vermutlich nur temporär gewollte, aber gewählte, Diktatur bemängeln.

      Naja
      Die Amis haben damals prima mit Stalin zusammengearbeitet.
      Stalin band die Wehrmacht im Osten.
      Und die Amis sorgten dafür daß die siegbringenden deutschen Wunderwaffen nicht zum Einsatz kamen.

      • Spionageabwehr am

        @rap
        Die Triple-Entente seit 1907:
        Das anglo-russische Angriffsbündnis gegen Deutschland

        Unterm Zaren wie unter Stalin und Putin.
        Die große Linie der Außenpolitik

    5. Wernherr von Holtenstein und Esterhazy-Düblübsthür am

      Das hört sich alles an, wie bei Jena-Auerstedt. Der Generalfeldmarschall fährt zu Luzie Marie, um sich ein ordentliches Stück Geburtstagstorte zu genehmigen. Sachar-Torte wahrscheinlich. Der zweite General weilt zum Fi**en in Paris, der dritte ist grundsätzlich mit Hochverrat beschäftigt, während der König von’s janze auf der Hochzeit der Beinaheschwägerin die Lage nicht zu überblicken gewillt oder so und so nicht in der Lage ist, dies zu tun. (Den Schwager wird er später wegen Feigheit vor dem Feind füsilieren lassen.) Das weitere Offizierskorps ist besoffen, während der einfache Grenadier wie gewohnt im Dreck liegt und schimmeligen Dosenfraß mümmelt. Und dann ist da scheinbar doch noch ein einziger Offizier, der verzweifelt auf die Kavallerie wartet. Aber die kommt nicht, weil gerade keine Sättel da sind, oder eben keine Schabracken … Junge, Junge .. das war bei uns scheinbar immer schon so.

      Melde mich zurück zur Front. Habe die Ehre …

    6. So oder so, selbstverständlich haben die USA/Britannien mit der Landung und der Errichtung der Westfront gewartet, bis Deutschlands Niederlage sicher war und die Russkis Federn gelassen hatten. Obwohl Iwan die Hauptlast des Krieges getragen hatte , mit Abstand die größten Verluste, erhielt er am Ende von der Beute an Bevölkerung nur knapp ein Viertel und vom Territorium kaum die Hälfte, ätsch.

      Acta ist Fabula. Aber die jährliche Zusammenkunft in der Normandie ist ein Affront gegen Deutschland (Putlo war früher auch dabei ? ) und die Teilnahme von Deutschen eine Schande. Mindestens genau so wie Krupallas Kranzniederlegung zusammen mit dem Russki-Botschafter an den Seelower Höhen.

    7. Man versuche sich mal vorzustellen was wäre, wenn wir heute einen Krieg führen müssten. DAS mag man sich wirklich NICHT vorstellen, bei all diesen unfähigen BW-Lamettaträgern.

      • An Obelix: Innerhalb von fünf Minuten tät der Halbmond bei Polizeirevieren und Kasernen wehen und der Koran und Scharia sind normaler Alltag mit dem Minarett. In erster Linie wäre Schluss mit lustig für die ganzen linksgewaschenen Systemschafe mit ihren bunten Fahnen und zu guter Letzt wäre ein Kontinentalkrieg mit Massenvernichtungswaffen drin die in Händen von wahnsinnigen Militärs und religiösen Fanatikern aller Seiten sind. Ein Endzeitfilm einmal ohne Wiederholung wäre der Lohn. Der Muskel-Ösi schreit einmal HASTA LA VISTA BABY!!! Endzeit für immer… mfg

    8. Die Entscheidung für den Ausgang des Krieges, und das betraf auch Japan, kam durch die Entscheidung des größeren Teils der deutschen Regierung sich auf einen gelogenen Friedensdeal mit den Amis einzulassen der hinter Hitlers Rücken geschlossen worden war.
      Dieser Deal verhinderte den Einsatz der deutschen Wunderwaffen.
      Von den Atomwaffen, samt USA-fähiger Trägertechnologien, bis zu den 12.000 Tonnen Tabun.
      Letzteres für die sowjetische Walze.

      Insofern gewannen die USA den WK2 auf die gleiche Weise auf die sie schon den WK1 gewonnen hatten.
      Schlicht durch einen Wortbruch.

      Und beides Mal war ein regime change in D die Folge.
      Welcher ja ein beliebtes, wenn auch nicht zu demokratisches, Instrument us-amerikanischer Außenpolitik darstellt.
      Siehe auch 2014 in der Ukraine.

      • Es gibt in internationalen Beziehungen keinen "Wortbruch". Moral zählt nur in Solidargemeinschaften, dort kann man auf ein gegebenes Wort pochen. Die Völker und Staaten sind keine Solidargemeinschaft . Sonst müßte man den Angriff Deutschlands auf Russland `41 trotz Nichtangriffsabmachung auch als Wortbruch sehen.

        • Der Präventivschlag der reichsdeutschen Wehrmacht auf die in Angriffsformationen gestaffelte sowjetrussische Bolschewistenarmee bei deren Kriegsgefangenen man Karten von deutschem Gebiet fand, war kein Wortbruch, sondern eben Worthaltung: Wer sich nicht an den Pakt hält, auch durch Sabotage- und Spionageaktionen der Bandenkriegsführung des NKWD (vor dem Krieg!) im dt. Reichsgebiet, der muss mit Vergeltung rechnen.

          Russland und Deutschland können zusammen im Handelsaustausch Rohstoffe gegen Maschinen große Dinge von Wohl und Heil für ihre Völker leisten/tragen/stämmen. Aber wenn ein Putin (Scheißegal, auch ein VSA-Plutokraten Präsi!) sich mit seinem Geschichtsnarrativ Vorteile erschleichen will, dann sind stolze Deutsche die sich ihres Volkes bewusst sind nicht dabei. Dies Schiff wird untergehen, weil auf Lügen/Unwahrheiten beruht. Und diese Sicht ist die Sicht der Deutschen die sich lange genug als unbewusste Ohnmacht unterworfen und selbst verstümmelt haben!

        • Faktenfreier Müll vom Rechts-Gutmenschentum. Abgesehen davon, daß präventive Notwehr auch nicht moralisch wäre . Die großen Anfangserfolge der Wehrmacht und der Marsch fast bis nach Moskau wären gar nicht möglich gewesen, wenn die Russkis tatsächlich zum Angriff aufgestellt gewesen wären.
          Gutmenschen fühlen sich halt besser, wenn sie glauben können, sie "Vergelten" nur.
          Unbestreitbar, daß die Komintern-Zentrale in Moskau saß, aber die zählte `41 nicht.