Was meist verschwiegen wird: Selbst in Zeiten größter ideologischer Verfeindung, in den 1930er Jahren, erkannten russische und deutsche Machthaber die Vorteile einer Zusammenarbeit. Der erste Teil dieses Artikels erschien gestern und kann hier noch gelesen werden. Nie wieder Krieg mit Russland: Mit der Druschba-Silbermedaille für die deutsch-russische Freundschaft. Hier bestellen.

    Von dem damaligen deutschen Verbindungsoffizier zu den Sowjets, Major Karl Welker, erfuhr der Autor dieses Beitrags Einzelheiten, welches Ausmaß die militärische und politische Kooperation beider Seiten annahm. Hierzu Welker:

    „Dass es zur Abhaltung einer gemeinsamen deutsch-sowjetischen Siegesparade in Brest-Litowsk kam, ist weithin bekannt, nicht jedoch eine Reihe von anderen Tatsachen, die als noch viel brisanter anzusehen waren. So fanden beispielsweise in Siedlce, einem östlich von Warschau gelegenen Ort, gemeinsame Stabsbesprechungen von Wehrmacht und Roter Armee statt.

    In einem Gebäude in Zakopane am Fuße der Hohen Tatra befanden sich sozusagen Tür an Tür die Büros von Gestapo und NKWD. Jeden Tag gab es zwischen bei den Seiten Besprechungen, wurden gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung des polnischen Untergrundes festgelegt.

    Interessanter dürfte vielleicht noch sein, dass während dieser, wenn man es so nennen will, harmonischen Phase beide Seiten sämtliche Formen einer bislang praktizierten gegenseitigen Ausspionierung eingestellt und alle ihre V-Leute abgezogen hatten.“

    Merkwürdigerweise spielten solche Fakten während des Nürnberger Prozesses nicht ein einziges Mal eine Rolle.

    Gegenseitiger Spionageverzicht

    Am 26. März 1940 instruierte Oberst Erwin von Lahousen, Leiter der Abteilung für Spezialeinsätze beim
    Amt Ausland/Abwehr des OKW, seine Leute:

    „Es darf nichts geschehen, was die Russen verletzt.“

     

    Dies führte beispielsweise auch dazu, dass eine Anzahl vor Beginn des Kriegs mit Polen angeworbener V-Leute aus dem Kreis der Exil-Ukrainer die Mitteilung erhielt, dass sie nicht mehr benötigt würden. Konnten eben noch Agenten, denen ein besonders dicker Fisch ins Netz gegangen war, mit einer Belobigung rechnen, so wurde ihnen jetzt zu verstehen gegeben, dass sie sich in Bezug auf Russland in völliger Abstinenz zu üben hätten.

    Als beispielsweise im Oktober 1939 der deutsche Abwehr-Oberstleutnant Pruck während eines Rumänienaufenthaltes dem dortigen Geheimdienstchef General Moruzow eine Visite abstattete, kam der freudestrahlend mit einem prallen Aktenhefter auf ihn zu. „Das hier ist pures Gold für Sie“, meinte er zu seinem deutschen Gast. „Oder wenn Sie so wollen: Explosivstoff. Der Extrakt dessen, was unsere Leute über mehrere Jahre aus Russland beschafft haben.“

    Als der deutsche Offizier bedauernd mit den Schultern zuckte und die rumänische Gabe verschmähte, starrte ihn General Moruzow entgeistert an und meinte dann: „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.“

    Den Höhepunkt der Zusammenarbeit des deutschen mit dem sowjetischen Geheimdienst bildete eine
    gemeinsame Konferenz in Krakau, deren wichtigstes Resultat darin bestand, ein gemeinsames Ausbildungslager für Angehörige der deutschen Sicherheitspolizei und des NKWD zu schaffen.

    (Fortsetzung folgt)

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    4 Kommentare

    1. Natürlich Humbug, daß sie die gegenseitige Ausspionierung eingestellt hätten, dann wären sie Idioten gewesen. Zutreffend ist, daß die russische Spionage versagte, denn der deutsche Aufmarsch blieb ihr verborgen, obwohl er bei seinem Ausmaß eigentlich nicht zu übersehen war und strategisch erforderlich.

    2. Nationalist am

      Ja, so geht es in Beziehungen zwischen Nationen. Heute "Freund" , morgen Feind , übermorgen wieder….und so fort. Nur Einfaltspinsel glauben, es gäbe Dauerfreundschaft zwischen Nationen. Grundsätzlich steht jede Nation für sich allein und alle anderen sind Konkurrenten. Sonst wäre Nationalismus ja sinnlos.

    3. Schade daß Stalin 2 Jahre nach dem Nichtangriffspakt nonverbal die Zusammenarbeit aufgekündigt hat.
      :(

    4. Spionageabwehr am

      Die große Linie
      Bündnis zwischen Anglos und Russland seit 1907:
      Triple Entente (3fache Ententante)
      Diese Linie zieht sich vom Zaren über Stalin bis zu Putin