Als die Luftwaffe im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam, gehörten im wesentlichen nur Bombardierungen von feindlichen Stellungen zu bewährten Mitteln des Krieges. Im Zweiten Weltkrieg rückten jedoch auch Städte in den Mittelpunkt von Luftangriffen, wobei es sich zunächst nur um kriegswichtige Ziele wie Waffenfabriken und strategische Verkehrsknotenpunkte handelte.
Doch die Briten änderten ihre Strategie nach der Luftschlacht um England, was für die Normalbevölkerung des Deutschen Reiches fürchterliche Auswirkungen hatte. So gelangten ab 1942 nicht nur militärische Objekte in den Fokus, sondern auch die Zivilgesellschaft. Die Idee dazu kam von dem ab 1942 frisch gebackenen Luftmarschall Arthur Harris. Sein Plan war es, bei Nachtflügen die deutsche Bevölkerung zu demoralisieren. Dazu war ihm der bloße Einsatz von Brandbomben zuwider. In einer Mitteilung an das Luftfahrtministerium kritisierte Harris die Verordnung, ausschließlich auf Brandbomben zu setzen: „Man drängt mich immer, ausschließlich Brandbomben einzusetzen“, schreibt er, „aber ich bin mit dieser Strategie nicht einverstanden. Die moralische (das heißt psychologische) Wirkung von Sprengbomben ist enorm. Menschen können aus Feuersbrünsten entkommen, und die Zahl der Opfer bei einem reinen Brandangriff wäre verschwindend gering. Zusätzlich zu dem Schrecken des Feuers wollen wir Boches unter den Trümmern ihrer Häuser begraben, Boches umbringen und Boches terrorisieren. Daher der Anteil an Sprengbomben.“
Harris Taktik für den Bombenkrieg war für die Besatzungen der Flugzeuge verlustreich. Nahezu 45 Prozent kehrten nicht heim, insgesamt kamen 55.573 Flieger bei den Angriffen auf Deutschland um. Auch deswegen wurde Harris oft ,Butcher‘ genannt.
Mitteldeutsche Städte im Visier
Nach den Luftangriffen auf westdeutsche Städte wie Köln (1942 mit 469 Toten) oder Hamburg (1943 mit 43.000 Todesopfern) wurden ab 1945 mitteldeutsche Städte wie Dresden zu bevorzugten Angriffszielen. Hintergrund für die Planung dieser Luftschläge waren die sowjetischen Erfolge. Aufgrund der bevorstehenden Konferenz von Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945 stellte Churchill Überlegungen an, wie er Stalin durch Luftangriffe gegen mitteldeutsche Städte beeindrucken könne, nachdem die Ardennenoffensive den Alliierten einen empfindlichen Schlag versetzte.
Premier Sinclair erkundigte sich am Abend des 25. Januar bei Luftfahrtminister Sir Archibald über die Pläne der Royal Air Force (RAF). Nach Rücksprache mit Air Chief Marshal Charles Portal antwortete Sinclair am 26. Januar ausweichend, dass man prüfen werde, wie der deutsche Rückzug von Breslau gestört werden könne. Worauf Churchill telegrafierte: „Ich habe Sie gestern nicht nach Plänen gefragt, wie der deutsche Rückzug aus Breslau gestört werden könnte. Im Gegenteil, ich habe gefragt, ob Berlin und zweifellos auch andere große Städte in Ostdeutschland jetzt nicht als besonders lohnende Ziele angesehen werden könnten. Ich freue mich, dass dies jetzt ,geprüft‘ wird. Teilen Sie mir bitte morgen mit, was man zu tun gedenkt.“
Portal gab trotz einiger Zweifel nach und räumte ein, dass Angriffe auch gegen Berlin, Dresden, Leipzig, Chemnitz und andere Städte durchgeführt werden müssten. An der Großangriffsserie war die United States Army Air Forces (USAAF) beteiligt. Für die bisherigen Angriffe gab es spezielle Zielkarten, in denen die Stadtgebiete, Gewässer und freien Flächen unterschieden waren. Außerdem waren Flakstellungen, Flugplätze, Tarn- oder Scheinanlagen eingezeichnet. Derartige Zielkarten existierten für Dresden allerdings noch nicht.
Air Marschal Sir Robert Saundby, Harris’ Stellvertreter, und Brigadegeneral Harold V. Satterley machten darauf aufmerksam, dass es ein Beweis dafür sei, dass Harris nicht beabsichtigte, Dresden anzugreifen und zu zerstören. Doch entspricht dies nicht ganz den Tatsachen, es sei denn, die 8. US-Luftflotte hätte ihre Aufklärungsfotos der RAF nicht zugänglich gemacht. Vier amerikanische Aufklärungsfotos von Dresden sind inzwischen veröffentlicht worden. Aufgenommen wurden sie am 17. April 1942, 1943 und 1944 ohne weitere Angabe, und am 7. Oktober 1944 zugleich mit dem Tagesangriff auf Dresden-Friedrichstadt und Löbtau. In seinen Erinnerungen schreibt Luftmarschall Harris: „Der Angriff auf Dresden wurde seinerzeit von Leuten, die viel wichtiger waren als ich, für militärisch notwendig gehalten.“
Als am 15. Februar 1945 die letzten Bomber das Stadtgebiet von Dresden wieder gen Westen verließen, lagen 40 Stunden Bombenterror hinter der Stadt. Das Ausmaß der vier Angriffswellen ist mit Worten kaum zu beschreiben. Tausende verbrannten im Feuersturm bei lebendigem Leibe, andere wurden verschüttet. Das als sicher geltende Dresden war damals voller Flüchtlinge. Viele mussten ihre Hoffnung mit dem Leben bezahlen. Dresden 1945 gilt seitdem als Fanal für Terror gegen die Zivilbevölkerung. Militärisch sinnlos wurde das einst blühende Elbflorenz nahezu vollends zerstört. Wolfgang Schaarschmidt hat das Inferno überlebt und jahrelang recherchiert. Mit seinem Werk kann man jetzt den Herunterschwindlern und Verharmlosern der Opferzahlen mit vielen neuen Fakten wirksam begegnen. Den über 100.000 Bombenopfern ist damit ein würdiges Denkmal gesetzt. Hier bestellen.
Harris sah sich aber bestätigt. Es blieb bei seiner Taktik, die Moral der deutschen Bevölkerung durch schwere Bombardements der Innenstädte zu treffen, und Luftmarschall Saundby schrieb: „Unsere Aufgabe bestand darin, die Befehle nach besten Kräften auszuführen.“ Man belehrte den Masterbomber des ersten Angriffs, Maurice Smith, dass „die Zerstörung einer bis dahin heil gebliebenen Stadt dieser Art eine bedeutende Wirkung auf die Russen haben würde“. Die Angriffe auf Dresden waren also beschlossene Sache. Das Wetter setzte voraus, wann der Angriff startet, denn davon hing der Erfolg ab. Durch die Flächenbombardements der über 160 Städte und 850 Gemeinden mussten insgesamt 600.000 Menschen ihr Leben lassen.
Beim Inferno von Dresden am 13/14. Februar 1945 ließen über 100.000 Deutsche ihr Leben. Dieser sinnlose Angriff diente einzig dazu, um der Roten Armee die Schlagkraft der RAF machtvoll demonstrieren zu können. Doch vom Mainstream wird nach wie vor kolportiert, dass Dresden kriegswichtige Ziele aufwies. Weitere Fakten zur Zerstörung der Elbmetropole, die vom öffentlichen Berlin gern unter den Tisch fallen, finden Sie in COMPACT-Geschichte Nr. 9 „Dresden 1945. Die Toten, die Täter, die Verharmloser“.