Fast ist man erleichtert über das gestrige Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Achtelfinale der EM gegen England. Am Ende ging es nur noch um Regenbogenfarben, Diversität, Kniefälle und eine totale Politisierung des Sports. Diese ist auch als bleibendes Erbe der Ära des scheidenden Bundestrainers Joachim Löw anzusehen. In der Juni-Ausgabe von COMPACT können Sie nachlesen, wie der Sport an politischer Korrektheit stirbt. Hier mehr erfahren.
Deutschland gegen England im Wembley-Stadion – was ziehen da nicht für große Bilder in jedem Fußballfan auf. Wer denkt da nicht an den Thriller im WM-Endspiel 1966, als der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst die wohl legendärste Fehlentscheidung der gesamten Fußballgeschichte traf. Mehr darüber finden Sie in COMPACT Spezial Nationalsport Fußball: Herzschlag einer deutschen Leidenschaft.
Keine Nostalgie, keine Euphorie
Und wer denkt nicht an die „Wembley-Elf“ des Jahres 1972 rund um den überragenden Spielmacher Günter Netzer, die am 29. April dieses Jahres im Viertelfinal-Hinspiel der damaligen Europameisterschaft die Three Lions mit 3:1 vom Platz schoss, was damals der erste Sieg einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf dem heiligen Rasen von Wembley war? Vielen Kennern gilt diese Elf nach wie vor als die beste deutsche Auswahl aller Zeiten. Und wer denkt schließlich nicht an das EM-Halbfinale des Jahres 1996, in der es der von Berti Vogts trainierten Mannschaft gelang, das Gastgeberland am Ende im Elfmeterschießen mit 6:5 niederzuringen?
Trotz dieser großartigen Tradition wollte sich vor der gestrigen Partie diesmal aber keine Euphorie und noch nicht einmal Nostalgie einstellen. Fußball scheint mittlerweile vollends zu einer Art Unterabteilung der Politik verkommen zu sein und nurmehr dazu zu dienen, die richtigen Botschaften zu verbreiten.
Ominöse „Werte“
Vor dem Spiel verkündete Kapitän Manuel Neuer, diesmal nicht nur wieder mit Regenbogen-Armbinde aufzulaufen, sondern sich auch am Knie-Ritual vor dem Anpfiff zu beteiligen – mit diesem Virtue Signalling demonstrieren vermeintlich progressive Personen ihren Tugendstolz.
In Ekstase versetzt wird dadurch freilich nur noch die Bundestagsvizepräsidentin und Grünen-Politikerin Claudia Roth, die gegenüber dem Portal Watson verkündete:
„Die Entscheidung der deutschen Nationalmannschaft, vor dem Spiel als Zeichen des Protests gegen Rassismus niederzuknien, ist ein wichtiges Signal und zeugt von gesellschaftspolitischer Verantwortung. Gerade Sportler haben eine enorme Bindewirkung und eine Vorbildfunktion, und wenn das DFB-Team öffentlich Haltung gegen Rassismus zeigt, kann das sehr viel bewirken.“
Dem pflichtete dann auch sogleich Bundestrainer Joachim Löw bei, der äußerte:
Wir stehen für all diese Werte und finden es richtig, dass man sich für solche Werte starkmacht. Die Mannschaft hat besprochen, was zu tun ist, und uns gesagt, dass sie auch den Kniefall machen wird. Das ist ein tolles Zeichen.
Jogi geht in die Knie
Vor dem Spiel ging dann auch Löw pflichtschuldig in die Knie, was man im Rückblick wohl als böses Vorzeichen deuten muss. Jedenfalls präsentierte sich die deutsche Nationalmannschaft wie auch während der anderen drei Spiele bei dieser Europameisterschaft zuvor nicht als Einheit, sondern bot wieder einmal ein zerfahrenes und zerfaserndes Spiel, in dem nichts so recht zusammenpassen wollte.
Vor allem fehlte es aber wieder einmal an der richtigen Einstellung, was auch die beiden Magenta-TV-Experten Michael Ballack und Fredi Bobic, die sicherlich nicht als prinzipielle Löw-Kritiker einzuschätzen sind, bemerkten.
Der frühere Vizeweltmeister Michael Ballack kritisierte den Auftritt der deutschen Elf gar als „ohnmächtig“. Tatsächlich gab es kein Aufbäumen gegen die Niederlage, der Zeit der einstmals so gefürchteten deutschen Panzer, wie die deutschen Spieler insbesondere in der südeuropäischen Presse in früheren Jahrzehnten manchmal halb ironisch und halb ehrfürchtig genannt wurden, scheint endgültig vorbei zu sein.
Löws Horror-Bilanz nach 2017
Und so endete Joachim Löws Karriere beim DFB gestern mit einer Niederlage in Wembley, die deshalb so bitter war, weil es ihm offensichtlich wieder einmal nicht gelungen war, seinen Spielern die richtige Einstellung zu vermitteln. Insgesamt war Löws Ära beim DFB erst von großen Erfolgen geprägt.
Sie reichten vom Erreichen des Halbfinales bei der Heim-WM des Sommermärchens 2006, an der Löw als damaliger Assistent von Jürgen Klinsmann großen Anteil hatte, bis zum Sieg des Confed-Cups 2017. Der Höhepunkt war zweifellos der Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien 2014.
Danach folgte aber auch ein sportlicher Absturz, wie ihn noch kein Bundestrainer zuvor erleben musste. Bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland schied die DFB-Elf erstmals in einer WM-Vorrunde aus, der sportliche Abstieg aus der Nations League 2019 blieb Deutschland nur durch eine UEFA-Reform erspart. Gestern folgte dann auch noch das erste Ausscheiden einer deutschen Nationalmannschaft im Achtelfinale eines großen Turniers seit dem Aus bei der WM 1938 in Frankreich gegen die Schweiz.
Diese Serie extrem bitterer Niederlagen, die einzigartig in der gesamten deutschen Fußballgeschichte dasteht, geht mit einer immer stärkeren Politisierung der deutschen Mannschaft einher, die sich mittlerweile als regelrechter Botschafter einer linken Identitätspolitik zu verstehen scheint und dabei gleichzeitig auf sportlicher Ebene immer weniger gebacken bekommt. Im letzten EM-Vorrundenspiel gegen Ungarn nahm dieses Verhalten fast schon offen unsportliche Züge gegenüber der magyarischen Mannschaft an.
Insofern kann man fast schon ein wenig froh darüber sein, dass die sportliche Reise von Joachim Löw und seiner Mannschaft gestern von den Engländern beendet wurde. Die Politisierung des Fußballs wird sich freilich als bleibendes Erbe der Ära Löw erweisen. Schon jetzt scheinen die Zeiten unendlich fern zu sein, in denen der Fußball über allen politischen und gesellschaftlichen Polarisierungen schwebte, er damit aber auch eine einende Funktion erfüllen konnte und einen Ort bildete, an dem sich alle treffen konnten. Nur Narren oder politische Fanatiker werden sich darüber freuen können.
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