Alice Weidel wurde von der AfD als Kanzlerkandidatin nominiert. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir noch mal das große Sommer-Interview, das wir im vergangenen Jahr mit ihr geführt haben. Weitere Gespräche mit prominenten Vertretern der Blauen sowie Porträts ihrer führenden Köpfe finden Sie in COMPACT-Spezial „AfD – Erfolgsgeschichte einer verfemten Partei“. Unverzichtbar! Hier mehr erfahren.

    _ Alice Weidel im Gespräch mit Stephanie Elsässer und Paul Klemm

    Entspannte Atmosphäre: Dr. Stephanie Elsässer und TV-Chef Paul Klemm mit unserer Interviewpartnerin. Foto: Stefan Truniger / COMPACT

    Liebe Frau Weidel, war das gut oder schlecht für Sie, was der Stern mit Ihnen gemacht hat, dieses Interview mit dem «Hass»-Titelbild?

    Ich denke, dass das alles für sich gesprochen hat. Das war ein klassisches Eigentor von nicht ganz klugen Journalisten. Ich hätte das an deren Stelle nicht so gemacht, weil es zeigt, wie unqualifiziert und abhängig der Journalismus heute ist. Das ganze Interview steht in einen Kontext, der mit der Realität gar nichts mehr zu tun hat. Ich denke, die Auflagen sind für den Stern kurzzeitig nach oben gegangen, um danach, möglicherweise umso mehr, wieder abzusacken.

    Die AfD-Umfragewerte schießen zurzeit durch die Decke. Woran liegt das?

    Wir geben die richtigen Antworten. Wir sind in einer Lage, in der es den Menschen um ihre Existenz geht. Sie haben Arbeitsplatzverlust-Ängste und einen eklatanten Kaufkraftverlust. Mit dieser Politik treibt die Ampel-Regierung die Unternehmen und den Mittelstand aus dem Land. Die Regierung deindustrialisiert unser Land, wodurch wir überhaupt nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Das bemerken die Menschen.

    «Die CDU ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.»

    Was ist eher entscheidend, die Schwäche der Altparteien oder die Stärken Ihrer Partei? Anders gefragt: Sind die AfD-Wähler Protestwähler oder Überzeugungswähler?

    Definitiv beides. Da wählen Leute auch aus Protest. Sie wählen aber ebenso die Lösung. Die CDU ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Angela Merkel war aus meiner Sicht eine grüne Kanzlerin und die CDU hat sich unter ihrer Herrschaft immer weiter nach links und grün drücken lassen. Darum haben wir auch schwarz-grüne Landesregierungen. Vor allem Baden-Württemberg und NRW, das sind Bundesländer, in denen sehr viel Industrie ist. Schauen Sie sich diese ganze Regierungsriege mal an: nichts gelernt, nichts gearbeitet. Die haben ihre Ministerien mit Lobbyisten durchsetzt, die einfach nur Lobbyarbeit auf Kosten der Bevölkerung machen. Die schweigende Mehrheit kann sich aktuell nicht dagegen zur Wehr setzen, zumindest noch nicht. Ich glaube mittlerweile auch, dass das volle Absicht ist: Die Leute so dermaßen über den Tisch zu ziehen, damit sie eigentlich mit nichts anderem beschäftigt sind, als sich um ihre Existenz zu ängstigen und bloß keine unabhängigen Gedanken mehr fassen können.

    Das hat mit Demokratie überhaupt nichts mehr zu tun, hier wird Politik gegen die Mehrheit der Bevölkerung gemacht. Verbrennerverbot, Ausstieg aus der Kernkraft, Verbot von Heizungen, das bedeutet: Reißt mal alle eure Gas- und Ölheizungen raus und ersetzt diese mit irgendwelchen schwachsinnigen Wärmepumpentechniken oder mit einer Stromheizung, bei der auch niemand erklären kann, woher denn eigentlich der zusätzliche Strom kommen soll. Wir haben ja bereits jetzt keinen mehr. Die Rechnung geht vorne und hinten überhaupt nicht auf.

    Je erfolgreicher die AfD für Deutschland arbeitet, umso lauter wird der Ruf nach einem Parteiverbot. Halten Sie ein Verbot der AfD für möglich?

    Die Altparteien werden natürlich alles probieren. Dafür muss man sich nur den Verfassungsschutz anschauen. Man sehe sich mal den Haldenwang an oder eine Nancy Faeser mit einer wirklich schlagkräftigen linksextremistischen Vergangenheit. Man hat hier also eine komplett abhängige Behörde, die nichts anderes zu tun hat, als die politische Parteikonkurrenz zu diskreditieren. Darum sage ich auch, dass der Verfassungsschutz selbst verfassungsfeindlich ist. Kein anderes Land hat so was wie einen Verfassungsschutz, für den irgendwelche Schlapphüte rumschnüffeln und der dann auch noch Leute zu uns schickt, die dann bei uns den Arm hochreißen, sogenannten Provokateure. Das ist wirklich übelste Diskreditierung, die einer Demokratie unwürdig ist.

    Nun gab es einen sogenannten Demokratie-Check für den ersten AfD-Landrat in Sonneberg. Was sagen Sie dazu?

    Unglaublich, wie hier die Demokratie mit Füßen getreten wird mit einem «Demokratiecheck» – für einen gewählten Kandidaten, der Rechtsanwalt und in seiner Gemeinde angesehen ist!

    Sie hielten am 22. Juni im Bundestag eine fulminante Rede mit einem Rundumschlag gegen Heizhammer und Massenmigration. Was wir etwas vermisst haben, war die Forderung nach einem Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine. Liegt das daran, dass über dieses Thema Uneinigkeit innerhalb der AfD besteht?

    Nein, überhaupt nicht. Ich hatte nur eine begrenzte Redezeit und mich auf eine ganz andere Thematik fokussiert. Wir sind als Partei gegen Waffenlieferungen in Kriegsgebiete. Wir sind absolut dagegen, dass die Ukraine beliefert wird, weil dadurch kein Frieden herbeigeführt werden kann. Wir regen ganz klar eine diplomatische Friedenslösung an. Dahinter stehen auch große Bedenken, wie mit dieser Situation umgegangen wird, in Kenntnis der Historie, wie es zu der Eskalation und dann zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges gekommen ist.


    Können Sie Kanzler, Frau Weidel?

    Man muss alles dafür tun, um die Eskalationsspirale zu stoppen. Ich halte es auch für katastrophal, dass unsere Bundesregierung keinen roten Faden in der Außenpolitik hat. Sie ist unfähig, vermittelnd einzugreifen. Diese Rolle hatte die Bundesrepublik Deutschland einmal, aber wir haben uns davon vollständig verabschiedet. Man bekommt den Eindruck, dass Deutschland sich als eine Art Vorposten der USA geriert. Obwohl wir uns mit Russland auf einem Kontinent befinden, mit den USA nicht. Genau das macht es so gefährlich, dass gerade die Deutschen, auch verbal, sich derart gegen Russland engagieren, statt einfach mal einen Gang zurückzuschalten.

    Warum möchte die AfD nun erstmals einen Kanzlerkandidaten aufstellen?

    Weil wir einen Führungsanspruch formulieren wollen. Einen Führungsanspruch formuliert man nur, wenn man auch bereit ist, die Führung dieses Landes zu übernehmen.

    Kultig ohne Ende: Das COMPACT-Cover mit Alice Weidel im Bikini gibt es auch als Poster das sie hier bestellen können.

    Wenn Sie die Führung übernehmen wollen, gäbe es denn noch irgendeine Partei, die für eine Koalition infrage käme? Beispielsweise die CDU? Finden da eventuell bereits Gespräche statt?

    In der Tat finden inoffizielle Gespräche statt. Nicht auf allen Ebenen, wie Sie sich vorstellen können. Ich glaube, dass Friedrich Merz mit seinem Kurs ungeheure Probleme bekommen wird, vor allem in Ostdeutschland. Nächstes Jahr sind dort Wahlen, die Leute wollen eine Koalition zwischen AfD und CDU. Die CDU kann sich nicht permanent mit Regenbogen-Parteien gemeinmachen. In Ostdeutschland gibt es viele frustrierte CDU-Politiker, die diesen Kurs nicht mittragen wollen.

    Natürlich! Natürlich kann ich Kanzler, aber das können auch viele andere in unserer Partei. Beispielsweise Tino Chrupalla könnte das ebenfalls, Alexander Gauland ebenso. Wenn ich da an Konrad Adenauer denke, der ist auch mit 74 erst Kanzler geworden…

    Aber wollen Sie denn auch?

    Natürlich will ich. Aber wie gesagt, andere wollen auch. Dementsprechend klären wir das noch intern. So etwas entscheiden Parteitage und die Mitglieder bei uns. Genau das zeichnet uns auch aus, dass wir viele qualifizierte Mitglieder haben, die auch nach vorne wollen. Ich traue vielen Parteikollegen zu, dieses Amt übernehmen zu können.

    Wenn man sich Frankreich ansieht: Halten Sie es für möglich, dass vergleichbare Zustände auch hier in Deutschland ausbrechen könnten?

    Natürlich, wir haben die gleiche Migrationsstruktur wie Frankreich. Die Bundesrepublik hat sich unter Angela Merkel bemüht, sowohl Frankreich als auch Großbritannien mit einer bescheuerten Migrationspolitik zu überholen. Diese ist ungesteuert und ungeregelt. Jeder kommt rein, man muss nur seinen Pass wegschmeißen. Dann ändert man noch kurzerhand das Einbürgerungsgesetz und lässt auch noch alle einbürgern. Dadurch wurden bereits bestehende Parallelgesellschaften durch einen weiteren Zustrom gefördert, mit Menschen aus einem völlig fremden Kulturkontext.

    Alice Weidel in China

    «Die Kommunisten und die Rechtspartei – (…) Eine AfD-Delegation um Parteichefin Alice Weidel fährt eine Woche nach China – und dort ist man sehr genau über das aktuelle Umfragehoch der Rechtspartei und die kommunalen Wahlerfolge informiert. (…) Dem Vernehmen nach bis hoch zum Vizeaußenminister reichten die Termine, die eine Delegation der AfD-Bundestagsfraktion vergangene Woche in Peking und Schanghai wahrnahm. (…) Die AfD-Chefin spielte ihre China-Kenntnisse in den vergangenen Jahren im politischen Tagesgeschäft eher herunter – sie spricht Mandarin, hat in China gearbeitet und geforscht und wurde mit einer Arbeit über das chinesische Rentensystem promoviert. (…) In der aktuellen geopolitischen Konfliktlage um Taiwan und den Krieg in der Ukraine aber scheint es für Pekings Kommunisten immer reizvoller, Kontakte zu eher antiamerikanischen politischen Kräften in Europa zu pflegen. Und so gerät auch die AfD stärker in Chinas Blickfeld. Die englischsprachige Pekinger Regimezeitung Global Times berichtete im März von einem Lob des chinesischen Außenministeriums für Weidels Aussage, der Westen habe einen ”historischen Fehler” begangen, die NATO-Osterweiterung voranzutreiben und Russland nicht mit einem Neutralitätsstatus für die Ukraine und das Baltikum zu beruhigen.» (Redaktionsnetzwerk Deutschland, 7.7.2023)

    Beispielsweise die Messerkriminalität, das ist in unserer Kultur völlig unbekannt. Dieses Phänomen gibt es in Afrika und im Nahen Osten. Um es mal ganz klar zu sagen: Wenn man diese Leute aus gewaltbereiten Gesellschaften ins eigene Land lässt, dann kommt es zu einem Zusammenprall, einem «Clash of Civilizations», wie Samuel Huntington das nannte. Im gleichnamigen Buch sagt Huntington beispielsweise, dass die Grenzen des Islams innen und außen blutig sind, und da hat er nicht ganz unrecht. Was hier passiert, kann einfach nicht so weitergehen.

    Aber viele von denen sind ja schon da. Salopp formuliert: Wie wird man die wieder los?

    Die große Wende 2015, als die sogenannten Goldstücke zu uns gekommen sind – es kamen ja nur Raketenwissenschaftler zu uns –, war schon absolut unverantwortlich. Vor allem, dass die Medien, die mit GEZ-Gebühren bezahlt werden, die herrschende Politik mit einem regelrechten Staatsfernsehen flankierten. In dieser medialen Parallelwelt sagte jeder, dass da nur hochqualifizierte Leute zu uns kämen. Was nicht gesagt wird ist, dass es genau umgekehrt ist: Größtenteils wandern völlig unqualifizierte Leute ein, und die Qualifizierten wandern aus, regelrecht fluchtartig. Ich glaube, dass das umkehrbar ist, wenn die AfD möglichst schnell in Regierungsverantwortung kommt. Grenzen müssen sich schließen lassen, damit ein Gemeinwesen funktioniert.

    Vielen Dank für das Gespräch, Frau Weidel!

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