Will man die heutige Eskalation im Nahen Osten verstehen, muss man den Blick auf die jüngeren Vergangenheit richten – insbesondere auf die internationalen Operationen des israelischen Geheimdienstes. In seinem Werk „Die USA, Israel und der Nahe Osten“ fördert der renommierte Zeithistoriker Rolf Steiniger auf der Basis umfangreicher Akten neue Aspekte des Nahost-Konflikts zutage. Hier mehr erfahren.

    Den ersten Teil dieses Beitrags finden Sie hier.

    Wenig kann den Machiavellismus des israelischen Geheimdienstes Mossad besser zum Ausdruck bringen als die Tatsache, dass es ausgerechnet Juden – mithin Schutzbefohlene waren –, die seine Killer als erstes der Sache des Staates opferten.

    Der Hintergrund dieser Geschichte ist schnell erzählt: Als Israel 1948 gegründet wurde, bewohnten noch weit mehr Araber als Hebräer das Heilige Land. Es lag klarerweise im Interesse der Zionisten, dieses Verhältnis so schnell wie möglich umzudrehen. Vordem – so ihr logischer Schluss – war an die Abhaltung demokratischer Wahlen nicht zu denken, da durch diese die neu entstandene Nation in arabische Hände fallen würde.

    Die unliebsame Stammbevölkerung musste also zum Gehen und das Judentum in aller Welt zum Kommen bewegt werden. Beide Lösungen erreichte der israelische Geheimdienst am Ende nicht zuletzt durch den Einsatz von Terror. Mit den Mitteln roher Gewalt und mörderischer Pogrome schob er einen hohen Prozentsatz der Palästinenser über die Staatsgrenzen ins Ausland ab.

    Ultraorthodoxe Juden in Jerusalem. Foto: Andrzej Lisowski Travel | Shutterstock.com

    Von dort holte man sich jene Neubürger, die sie zur Umvolkung ihres Zukunftsstaates benötigten – auch mittels roher Gewalt. Der Israeli Naim Giladi deckte 1992 in einem sorgfältig recherchierten Buch auf, dass es im Irak 1949 „zur terroristischen Taktik des Mossad gehörte, Handgranaten in die von Juden frequentierten Straßencafés zu werfen und Synagogen zu bombardieren – wofür {der in Bagdad geborene Geheimdienstfunktionär} Ben Porat und die Zionisten dann die Irakis verantwortlich machten. Der Trick funktionierte, und die Juden (130.000) flohen nach dem neu gegründeten Staat Israel.“

    Angesichts des Auffliegens von immer mehr Propagandalügen und Fabrikationen zum 7. Oktober 2023 sollte man sich diese Landnahme-Strategie durchaus noch einmal in Erinnerung rufen. Und dabei auch in Rechnung stellen, wie viel einfacher es Geheimdienstlern dieses Formats erst fallen muss, fremdvölkische Verbündete als Mittel geopolitischer Zwecke zu opfern. Zumal wenn diese in Scharen davonzulaufen drohen, und man selbst mit dem Rücken zur Wand steht. So ist die Situation derzeit.

    Die Spur des Terrors

    Es gab sie aber schon früher – und wir wissen, dass Israel da über Leichen ging. Sogar – wir reden hier über die engsten Verbündeten – über amerikanische:

    ◼️ Das vielleicht bekannteste Beispiel ist die Lavon-Affäre, in der Anfang der 1950er Jahre unter falscher (arabischer) Flagge Terrorangriffe auf meist zivile US-Einrichtungen in Ägypten verübt wurden, um das gerade unabhängig gewordene Nachbarland im Westen zu diskreditieren.

    ◼️ Weiteres Friendly Fire erhielten die Amerikaner 1967 am Rande des Sechs-Tage-Krieges. Damals wurde das in internationalen Gewässern kreuzende US-Aufklärungsschiff „Liberty“ von der israelischen Luftwaffe aufs Korn genommen. Ungekennzeichnete Militärjets und Torpedoboote verwandelten das Schiff in einem mehr als einstündigen Angriff mit 821 Raketen- und Maschinengewehr-Einschüssen förmlich in einen Schweizer Käse; die Besatzung soll in ihrem Blut geschwommen sein.

    Zerfetzte Autos nach dem Bombenanschlag im Untergeschoss des WTC 1993. Foto: FBI, CC0

    ◼️ Glimpflicher kam Uncle Sam davon, als das New Yorker World Trade Center 1993 seinen ersten Terroranschlag praktisch unbeschadet überstand. Es war die Zeit des Oslo-Friedensprozesses, den die Rechtsparteien um Netanjahu um jeden Preis zu Fall bringen wollten.

    Soweit nachprüfbar, ging die Bombenlegung damals maßgeblich von dem Extremisten Josie Hadas aus, der, so deutet es sogar die mainstreamige International Herald Tribune an, dem Vernehmen nach für den Mossad arbeitete. Während Hadas im Nirgendwo verschwand wurden seine Handlanger – die ihre Rolle möglicherweise gar nicht überblickten – ins Gefängnis gesteckt.

    ◼️ Vier Jahre später, 1997, machte dann eine schlecht getarnte Terror-Verschwörung Schlagzeilen, die darauf hinauslief, die Knastbrüder wieder frei zu bekommen. Der Geheimdienst-Dissident Victor Ostrovsky unterstrich damals den Zeitaspekt, Berichte bestätigend, nach denen das israelische Militär im exakt selben Zeitfenster eine Wiederbesetzung von sieben Städte auf der Westbank einstudierte, die es den Palästinensern in Übereinstimmung mit den Friedensbedingungen von Oslo übergeben hatte. Bezugnehmend auf den New Yorker Vorfall sagte Ostrovsky mit einem Lachen:

    „Überraschend ist die Dummheit, es zeitlich so nah zu den Ereignissen in Israel zu setzen, sodass man die Verbindung sehen konnte. Der Hintergrund all dieser israelischen Operationen besteht darin, den Amerikanern zu suggerieren, dass sie im gleichen Boot säßen wie Israel. Glücklicherweise tun sie das aber nicht.“

    ◼️ Abermals vier Jahre später, Anfang August 2001, wurde ein streng geheimer israelischer Militärplan vorsätzlich an die Öffentlichkeit gegeben. Sein Inhalt: Die Wiederbesetzung aller Gebiete, die durch Yassir Arafats Behörden kontrolliert wurden sowie die Auflösung ihres gesamten Zivil- beziehungsweise Sicherheitsapparats.

    Innerhalb von Stunden nachdem der Plan veröffentlicht und in der amerikanischen Presse bekannt gemacht worden war, schickte US-Außenminister Colin Powell durch den US-Botschafter in Tel Aviv eine Eilmeldung an die israelische Regierung, sich aufreizender Handlungen zu enthalten, die von Amerikas arabischen Alliierten „falsch gedeutet“ werden könnten.

    Dann kam der 11. September. Und innerhalb von Stunden nach dem Angriff auf die USA rückten israelische Panzer und Infanteriekräfte auf Jericho und Jenin vor. Beide palästinensischen Städte wurden besetzt. Benjamin Netanjahu bezeichnete 9/11 in öffentlicher Rede als „gut für Israel“, sein Land „profitiere“ von dem Jahrhundertereignis, welches die öffentliche Meinung in den USA sehr zum Wohle Israels gewendet habe. Das war 2008.

    Den dritten Teil dieses Beitrags lesen Sie morgen.

    Unverzichtbares Hintergrundwissen: In seinem Werk „Die USA, Israel und der Nahe Osten“ fördert der renommierte Zeithistoriker Rolf Steiniger auf der Basis umfangreicher Akten neue Aspekte des Nahost-Konflikts zutage. Hier bestellen.

    9 Kommentare

    1. Das frühere Motto des Mossad lautete laut Victor Ostrovsky, einem ehemaligen Katsa (Sachbearbeiter) des Mossad:
      »DURCH TÄUSCHUNG SOLLST DU KRIEG FÜHREN.«

      Zur Erinnerung:
      Der ehemalige Direktor des israelischen Geheimdienstes Mossad hat in einer bemerkenswerten Enthüllung zugegeben, dass Israel finanzielle Unterstützung für Kämpfer in Syrien geleistet hat, die mit "Al-Qaida" verbündet waren. Dieses Geständnis wirft ein neues Licht auf die Rolle Israels im syrischen Bürgerkrieg und unterstreicht die komplexen geopolitischen Dynamiken, die den Konflikt prägen. Es wirft auch Fragen nach den wahren Absichten und Strategien Israels in der Region auf, insbesondere im Hinblick auf seine Beziehung zu Gruppen, die von vielen als terroristische Organisationen eingestuft werden.

    2. Sichrovsky gibt Tätigkeit für Mossad zu
      Ex-FPÖ-Generalsekretär: "Ich bin kein James Bond" – Israel wollte Haider als "Brücke" zu arabischen Ländern nützen
      https://www.derstandard.at/story/2060586/sichrovsky-gibt-taetigkeit-fuer-mossad-zu

    3. Das Thema Juden und Israel ist in der BRD besonders heikel. Am besten äußert man sich darüber gar nicht…

    4. Habe mir mal Aufkleber "Terrorstaat Israel" von den Kameraden vom "Dritten Weg" bestellt… Leider ist die AfD ja eine Pro-Israel-Partei! Auch Le Pen ist in ihrer Treue zu Israel kaum zu bremsen. Selbst der bekannte "Nazijäger" Klarsfeld bekannte sich nun dazu, Le Pen Wählen zu wollen… Noch Fragen?

    5. Wenn man das Wort Gottes liest, kommt man der Wahrheit näher. Das Volk Isreal ist das auserwählte Volk Gottes. Das Land gehört Israel. Abraham den Urvater Israels zugesagt. Die Welt kann noch so viel toben. Der Wille des Gottes Abrahams Isaak und Jakobs wird erfüllt ER IST DER EINZIGE WAHRE GOTT UND DER SOHN JESHUA HA MASHIACH HAT DIE WELT ERLÖST. ES IST EIN GEISTLICHER KONFLIKT DER NICHT MIT MENSCHLICHEN VERSTAND GELÖST WIRD.. AMEN

      • Hürtgenwald am

        ISraelis sich nicht weiter als Migranten in Palästina!
        Benjamin Netanyahus Vater, Benzion Mileikowsky, änderte den Familiennamen in Netanyahu, nachdem er in das Mandatsgebiet (Britisches) Palästina gezogen war. Dies war damals die gängige Praxis europäischer Zionisten, vermutlich mit dem Ziel, weniger europäisch und eher traditionell nahöstlich zu wirken.
        Weitere Beispiele:
        David Ben-Gurion, 1.Premierminister Israels, eigentlich David Gruen, Polen.
        Moshe Sharrett, 2.Premierminister Israels, eigentlich Moshe Shertok, Russland.
        Levi Eshkol, 3.Premierminister Israels, eigentlich Levi Yitzhak Shkolnik, Russland.
        Yigal Allon, Interims-Premierminister, eigentlich Yigal Peikowitz, Palästina.
        Golda Meir, 4.Premierminister Israels, eigentlich Golda Mabovitch, Ukraine.
        Yitzhak Shamir, 7.Premierminister Israels, eigentlich Yitzhak Yezernitsky, Russland.
        Shimon Peres, Präsident und Premierminister Israels, eigentlich Szymon Perski, Polen.
        Ehud Barak, 10.Premierminister Israels, eigentlich Ehud Brog, Palästina.
        Ariel Sharon, 11.Premierminister Israels, , eigentlich Ariel Scheinermann, Palästina.

      • Nationalist am

        WAR das auserwählte Volk Gottes, bis es Gott kreuzigen lies. Doch dies nur nebenbei. Wenn der Staat Israel sich nicht die Aufsicht über Deutschland anmaßen würde und degenerierte Deutsche nicht davon faseln würden, die Existenz Israels wäre deutsche " Staatsräson ", ginge uns das Geschehen an der Levante nichts an und strikte Neutralität wäre das einzig Richtige.

    6. Da schau her: Tausende teure BND-Schlapphüte und ihre allerteuerste Faeser leisten nun fast schon genauso viel Erkenntnisarbeit wie ein Bürger mit wenigstens etwas Geist im Hirn:
      https://de.topwar.ru/244532-razvedka-frg-terroristy-igil-v-2023-godu-ispolzovali-ukrainu-v-kachestve-perevalochnogo-punkta.html
      Schon Merkel ließt ohne Grenzen Gangster als "Flüchtlinge" einschleusen und vergewaltigen und terrorisieren.

      • At Silke: wie ist Ihr bürgerlicher Name in St.Petetsburg ? Wer den Link raussendet, den in Deutschland keine Sau kennt, heißt wahrscheinlich Olga aus der Trollfabrik … Wie ist das Wetter dort ??