Mit einer Reihe von Morden entledigte sich Adolf Hitler schon kurz nach Übernahme der Macht seiner Kontrahenten in SA und NSDAP. Der Säuberungsaktion am 30. Juni 1934 fielen aber auch konservative Gegner zum Opfer. Mehr über diese Nacht der langen Messer lesen Sie in der empfehlenswerten Hitler-Biografie von Rainer Zitelmann. Jetzt in der Neuauflage mit drei zusätzlichen Aufsätzen. Hier mehr erfahren.

    Adolf Hitler betrat «mit der Peitsche in der Hand» das Schlafzimmer des obersten SA-Führers. Zwei Kriminalbeamte «mit entsicherter Pistole» folgten ihm. «Er stieß die Worte hervor: ”Röhm, Du bist verhaftet!” Verschlafen blickte Röhm aus den Kissen seines Bettes und stammelte: ”Heil, mein Führer!”. ”Du bist verhaftet!”, brüllte Hitler zum zweiten Male, wandte sich um und ging aus dem Zimmer.»

    So beschrieb der Fahrer des «Führers«, Erich Kempka, in seinem Buch Die letzten Tage mit Adolf Hitler (1975) jene Szenerie, die sich am Vormittag des 30. Juni 1934 in der Pension Hanselbauer im oberbayerischen Bad Wiessee ereignete. Ernst Röhm, ein Nationalsozialist der ersten Stunde und seit 1931 Stabschef der Sturmabteilung (SA), gehörte zu den wenigen NS-Granden, mit denen sich Hitler vertrauensvoll duzte. Nun aber war der Leiter der parteieigenen Kampftruppe in Ungnade gefallen. Was war passiert?

    «Sozialistischer» Anspruch: NSDAP-Wahlplakat von 1932, Foto: Everett Collection | Shutterstock.com

    «Revolutionäre Unruhestifter»

    Die Vorgänge an jenem letzten Junitag des Jahres 1934 markierten den Höhepunkt einer schon seit Längerem schwelenden Auseinandersetzung im noch jungen NS-Staat. Dabei ging es um die Frage, welche Rolle die SA künftig einnehmen solle. Dem Chef der damals vier Millionen Mitglieder zählenden Braunhemd-Truppe – ein Haudegen, der als Offizier in den Schützengräben von Verdun Dreck gefressen hatte und später als Militärberater nach Bolivien ging – schwebte vor, seine SA zu einer Art Volksmiliz auszubauen, was zwangsläufig zu Konflikten mit der Reichswehr, deren Größe durch den Versailler Vertrag auf 100.000 Mann begrenzt worden war, führen musste.

    Hitler, der am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt worden war, kam der Streit mit der Generalität jedoch nicht gelegen, er wollte die SA auf den Status einer Ordnungstruppe zurückstutzen und innenpolitisch «Ruhe» einkehren lassen.

    Die Spannungen nahmen im Frühsommer 1934 erheblich zu. Röhm zeigte sich wenig kompromissbereit und berief eine Konferenz hoher SA-Führer in Bad Wiessee ein, wo er zur Kur weilte. Es gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass dort tatsächlich ein Putsch geplant wurde. Gleichwohl forderte Reichswehrminister General Werner von Blomberg Hitler auf, etwas gegen die «revolutionären Unruhestifter» zu unternehmen.

    Rudolf Heß, Stellvertreter des «Führers» in der Parteihierarchie, erklärte unterdessen in einer Ansprache auf allen deutschen Sendern:

    «Wenn sich die NSDAP zum Kampf gegen Kritikaster und Nörgler entschlossen hat, dann führt sie den Kampf entsprechend dem nationalsozialistischen Grundsatz: Wenn Du schlägst, dann schlage hart!»

    Die NS-Parteiführung alarmierte die Schutzstaffel (SS): Die SA plane einen Aufstand, wogegen Abwehrmaßnahmen getroffen werden müssten. Am 29. Juni flog Hitler schließlich mit seinem Propagandaminister Joseph Goebbels nach München und fuhr dann weiter nach Bad Wiessee.

    Bereits um Mitternacht traf SS-Gruppenführer Sepp Dietrich in Bayern ein. Er wurde telefonisch angewiesen, zwei Kompanien der SS-Leibstandarte Adolf Hitler abzuholen und um spätestens elf Uhr in Bad Wiessee zu sein. Auf dem Münchner Hauptbahnhof wurden inzwischen die mit Nachtschnellzügen aus allen Teilen Deutschlands angereisten SA-Führer von Beamten der Polizei festgenommen, darunter Wilhelm Schmid, August Schneidhuber, Hans Hayn, Peter von Heydebreck, Hans Erwin von Spreti-Weilbach und Edmund Heines, die noch am selben Tag ins Gefängnis München-Stadelheim verbracht und kurzerhand erschossen wurden.

    Bei seinem alten Kampfgefährten Röhm hatte Hitler zunächst noch Skrupel, doch auch er wurde schließlich am 1. Juli 1934 in Stadelheim von SS-Brigadeführer Theodor Eicke und SS-Hauptsturmführer Michel Lippert aufgefordert, sich mit einer Pistole binnen zehn Minuten selbst zu richten. Als alles ruhig blieb, drangen Eicke und Lippert schießend in die Zelle ein und streckten Röhm, der mit über der Brust aufgerissenem Hemd in der Mitte des Raumes stand, mit mehreren Schüssen nieder.

    Hitler in der sogenannten Kampfzeit: Damals war die SA eine der größten Stützen der NS-Bewegung. Foto: picture alliance / akg-images

    Der Konflikt mit Röhm hatte allerdings auch eine politische Dimension. Der SA-Chef sah die «nationale Revolution» mit der Kanzlerschaft Hitlers noch lange nicht vollendet und wollte – entgegen Hitlers Schmusekurs mit den Wirtschaftskapitänen – die sozialistischen Aspekte des 25-Punkte-Programms der NSDAP verwirklicht sehen, beispielsweise die «Verstaatlichung aller (bisher) bereits vergesellschafteten Betriebe (Trusts)», die «Gewinnbeteiligung an Großbetrieben» oder die «Kommunalisierung der Groß-Warenhäuser und ihre Vermietung zu billigen Preisen an kleine Gewerbetreibende».

    Damit befand er sich in Übereinstimmung mit der Parteilinken um Gregor Strasser, der bereits 1921 der NSDAP beigetreten war und sich eine Hausmacht im Norden aufgebaut hatte. Wie sein Bruder Otto vertrat dieser einen sozialrevolutionären, fast schon nationalbolschewistischen Kurs.

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    1931 gründete Strasser die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO), doch schon ein Jahr später kam es zum Bruch mit Hitler. Er trat am 8. Dezember 1932 von allen Ämtern zurück, nach 1933 stieg er dennoch zum Vorsitzenden der Reichsfachschaft der Pharmazeutischen Industrie auf. Doch auch diese Position konnte ihn am Ende nicht retten.

    Am 30. Juni 1934 wurde er verhaftet, in das Gestapo-Hauptquartier in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße verschleppt und dort noch am selben Abend erschossen. Die genauen Umstände seines Todes sind ungeklärt. Offiziell hieß es, er habe Suizid begangen. Sein Bruder Otto hatte sich schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers nach Prag ins Exil begeben.

    Im Dienste fremder Mächte?

    Verfolgte Röhm vielleicht aber auch ganz andere Interessen? Der Historiker Nikolaus von Preradovich weist in seiner 1994 in der Reihe Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert erschienenen Schrift «30. Juni 1934 – Röhm-Putsch» darauf hin, dass Georg Bell, Mitarbeiter des SA-Chefs, Kontakte zu französischen und englischen Finanziers unterhielt, die Röhm schon im Mai 1931 folgendes Angebot übermitteln ließen:

    «1. Er muss sich innerhalb 2-3 Monate in der NSDAP an die Spitze setzen, 2. die Presse der NSDAP unter englischen Einfluss bringen, 3. ein außenpolitisches Büro gründen, dessen Tendenz noch festzulegen ist, 4. ein militärisches Büro, das die wehrpolitischen Fragen in einem noch zu erörternden Sinne behandelt.»

    In Bells Erinnerungen ist weiter vermerkt:

    «Am 29.5.31 habe ich dann nach persönlicher Rücksprache Paris und London verständigt, dass Röhm die Bedingungen annimmt und versuchen wird, sie zu erfüllen.»

    Die Frage ist allerdings, wie glaubwürdig Bells Angaben sind, denn 1932 überwarf sich der aus Nürnberg stammende Ingenieur, der bereits in den 1920er Jahren Spitzeldienste leistete, mit Röhm und den Nationalsozialisten und arbeitete fortan für verschiedene sozialdemokratische Zeitschriften, in denen er Interna über die NSDAP veröffentlichte und damit insbesondere Röhm und die SA belastete. Dass Bell mit gezielten Falschinformationen oder Halbwahrheiten einen Keil in die NS-Bewegung treiben wollte, ist durchaus im Bereich des Möglichen.

    Das erste Kabinett Hitlers nach seiner Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933. Zu seiner Linken Vizekanzler Franz von Papen. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-H28422 / CC-BY-SA 3.0

    Nach der Liquidierung Röhms zeigte sich Hitler öffentlich entsetzt über dessen Homosexualität, von der er erst kurz zuvor erfahren haben will. Allerdings waren die sexuellen Neigungen des SA-Chefs schon lange ein offenes Geheimnis, von dem auch Hitler durchaus wusste und dies stillschweigend tolerierte.

    Er hatte dies sogar keine zwei Jahre zuvor noch in einem Befehl an die Partei indirekt verteidigt, in dem er erklärte, die SA sei eine «Zusammenfassung von Männern zu einem politischen Zweck, (…) keine moralische Anstalt zur Erziehung von höheren Töchtern.»

    Ein auf Hitlers aufgesetzte Empörung anspielender Witz zu dieser Zeit lautete denn auch:

    «Der Führer zeigte sich schockiert, als er von Röhms Homosexualität erfuhr – wie schockiert wird er erst sein, wenn er erfährt, dass Göring dick ist und Goebbels humpelt.»

    Das Fanal von Marburg

    In der Nacht der langen Messer 1934 rechnete Hitler aber nicht nur mit seinen innerparteilichen Kontrahenten ab, sondern auch mit seinen konservativen Gegnern. Dazu gehörte nicht nur General Kurt von Schleicher, der noch 1932 eine Querfrontregierung hatte schmieden wollen, sondern auch Edgar Julius Jung, ein intellektuelles Schwergewicht der politischen Rechten.

    Edgar Julius Jung, um 1925. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Jung war Freiwilliger im Ersten Weltkrieg und danach als Angehöriger des Freikorps Epp an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. 1927 veröffentlichte der studierte Jurist sein Hauptwerk Die Herrschaft der Minderwertigen.

    Als «minderwertig» – Jung gestand später selbst die unglückliche und womöglich missverständliche Wortwahl ein – betrachtete der Autor darin die materialistischen Kräfte des Westens, die mit ihrer Gleichheitsideologie und anonymen Parteienherrschaft zur Entwurzelung der Menschen und der Auflösung traditioneller Bindungen an Familie, Volk und Staat beitrugen. Diesem «Barbarentum», wie Jung es nannte, stellte er seine «Richtlinien zur inneren und äußeren Erneuerung des deutschen Volkes und deutschen Staates» entgegen, die unter anderem eine ständisch-organische Ordnung und kleinräumige Verwaltung des Reiches vorsahen.

    Jung war ein NS-Gegner von rechts, der Hitler-Bewegung warf er «undeutschen Kollektivismus», Demagogie und eine anti-elitäre Haltung vor. Dabei nahm er nie ein Blatt vor den Mund – auch nicht nach 1933, als sein Chef Franz von Papen, der ihn als Berater und Redenschreiber engagiert hatte, als Vizekanzler ins Kabinett Hitler eingetreten war.

    Kurz nach der NS-Machtübernahme verfasste er die Schrift Sinndeutung der deutschen Revolution, in der er die neuen Machthaber als geistige Epigonen der Französischen Revolution von 1789 charakterisierte. Unter seinem Einfluss entwickelte sich das Vizekanzleramt zu einer Art Reichsbeschwerdestelle, an die sich politisch Drangsalierte mit der Bitte um Hilfe wenden konnten. Dann wollte er ein publizistisches Fanal setzen und verfasste eine Rede, die ihm zum Verhängnis werden sollte.

    In jener Rede, die Vizekanzler von Papen am 17. Juni 1934 vor Marburger Studenten hielt, bekannte sich der Autor Edgar Julius Jung zunächst grundsätzlich zur Überwindung der Wirren der Weimarer Republik:

    «Fast wie ein Traum liegt es über uns, dass wir aus dem Tal der Trübsal, der Hoffnungslosigkeit, des Hasses und der Zerklüftung wieder zur Gemeinschaft der deutschen Nation zurückgefunden haben.»

    Dem folgte dann allerdings eine scharfe Kritik an zahlreichen Aspekten der NS-Herrschaft. Jung mahnte Pressefreiheit an und sprach den Nationalsozialisten ihre Monopolstellung ab, die mit dem Gedanken der Volksgemeinschaft nicht zu vereinbaren sei. Die Vorherrschaft einer einzigen Partei sah Jung lediglich als Übergangszustand an, eine «Revolution in Permanenz» lehnte er ab.

    Dem Staatsnationalismus stellte er das «völkische Bewusstsein» entgegen. Die geschichtliche Logik verlange, dass auf den westlich-liberalen Staat in der geistigen Nachfolge von 1789 ein religiös fundierter Staat der «deutschen Gegenrevolution» folge.

    Die Rede schloss mit dem Appell:

    «Die Welt steht in gewaltigen Veränderungen, nur ein verantwortungsbewusstes, zuchtvolles Volk wird führen. Wir Deutschen können uns aus Ohnmacht zu der gebührenden Stellung emporarbeiten, wenn wir Geist mit Energie, Weisheit mit Kraft, Erfahrung mit Tatwillen paaren. Die Geschichte wartet auf uns, aber nur dann, wenn wir uns ihrer als würdig erweisen.»

    Auch er fiel der Nacht der langen Messer zum Opfer: General Kurt von Schleicher (1932). Foto: Bundesarchiv, Bild 136-B0228 / CC-BY-SA 3.0

    Kein Zurück

    Die Antwort Hitlers ließ nicht lange auf sich warten. Abdruck und Verbreitung der sogenannten Marburger Rede wurden verboten. Am 25. Juni wies SS-Chef Heinrich Himmler die Verhaftung Jungs an, die bereits am Abend erfolgte. Die Fürsprache von Papens für seinen Mitarbeiter blieb ohne Erfolg. Weitere Mitarbeiter des Vizekanzlers entwickelten unter Hochdruck Staatsstreichpläne. Reichspräsident Hindenburg sollte dazu gebracht werden, den Notstand auszurufen, um eine Intervention der Reichswehr zu ermöglichen.

    Als Reichswehrgeneral Walter von Reichenau, der mit den Nationalsozialisten sympathisierte, von den Umsturzplänen erfuhr, überschlugen sich die Ereignisse. Jung, der für den Philosophen Leopold Ziegler «der entschiedenste, konsequenteste, mutigste und klügste Gegner Hitlers» war, wurde schließlich aus dem Keller des Berliner Gestapo-Hauptquartiers in der Prinz-Albrecht-Straße ins Konzentrationslager Oranienburg überführt und dort in der Nacht zum 1. Juli 1934 erschossen. Auch in diesem Fall liegen die genauen Umstände Dunkeln.

    Mit den Säuberungsaktionen hatte Hitler einen Punkt erreicht, an dem er sich schon aus Eigeninteresse mit aller Gewalt weiter an der Macht halten musste, da die willkürlichen Morde keinerlei Rechtsgrundlage hatten. Wäre es zu einem Sturz des Regimes gekommen, hätte sich der Reichskanzler wegen mehrfacher Anstiftung zum Mord vor Gericht verantworten müssen.

    Daher ließ er die Nacht der langen Messer durch das sogenannte Gesetz zur Staatsnotwehr vom 3. Juli 1934 nachträglich legitimieren, so dass alle Versuche, beim Reichsjustizministerium oder beim Reichsgericht die strafrechtliche Sanktionierung einzelner Tötungen prüfen zu lassen, im Sande verliefen.

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    25 Kommentare

    1. Bei den ganzen geschichtlichen Betrachtungen um diese Vorgänge der damaligen Zeit wird völlig die Rolle der GeStaPo außer Acht gelassen. Während man heute noch annimmt, die GeStaPo sei ein Machtinstrument der Nationalsozialisten gewesen, war sie von Anfang an unter Kontrolle von sog. Widerständlern. Heinrich Müller, auch bekannt als „Gestapo-Müller“, war erbitterter Gegner des Nationalsozialismus. Mit der Erledigung der sog. Röhm-Affäre gelang ihm sein erster großer Schlag gegen das nationalsozialistische Regime. Nach dem Reichstagsbrand, in den ebenso die GeStaPo verwickelt war und der Kurt v. Schleicher die Militärdiktatur ermöglichen sollte, gelang den Verschwörern nun bereits der zweite Streich gegen die Führung des Reiches und damit das deutsche Volk. Weitere sollten folgen. (Literatur: Paulus van Obbergen: Vom Reichstagsbrand zum Untergang des Reiches)

    2. Endlich mal ein Compactbeitrag, der es relativ deutlich sagt: Nazis waren Linke von Anfang bis zum Ende und haben sich auch immer als solche verstanden.
      Nur gab es, neben persönlichen Machtkämpfen, halt vor allem Streit darum, inwieweit man den sozialistischen Aspekt im Sinne des Klassenkampfes, wie Strasser und auch Röhm, ausleben sollte, oder inwieweit man eben mit den alten Eliten, bzw. dem z.T. wohlgesonnenen Ausland zusammenarbeiten sollte, und die "Alle-sind-gleich-Sozialistenideologie eben auf den Führer und die Nation münzen sollte, bzw. auf eine gemeinsame nationale Anstrengung, sich von den Folgen des ersten Weltkrieges, besonders des Versaillervertrages zu befreien.
      Doch ob Linke sich nun national organsieren sollten, wie dann geschehen, oder eben den Klassenkampf umsetzen, diese tödlichen Konkurrenzkämpfe änderten und ändern nichts daran: "Es waren Linke" und ihre Gegner waren die Rechten

      • An euca: Zum heutigen Zeitpunkt kann man ihre Schlussfolgerung teilen. Links heißt einfach umgangssprachlich jemanden linken also täuschen. Rechts ist der Rechte also richtige Pfad. Die Bezeichnung Links und Rechts gingen in der Politik auf da von Sicht des Oberrates eines Parlamentes die Sozialisten und Kommunisten immer links saßen auf der Tribüne und rechts halt die patriotischen und nationalen Abgeordneten. So hat mir ein Buchhändler mal den Begriff erklärt. So nun zum Hauptthema: in der Geschichte von Reichen und Regierungen gab es immer Querschläger die ihre Macht verfestigen und erweitern wollten. Es war so und wird immer so bleiben als Gesetz der Natur. mfg

      • Sie müssen mal lernen die Begriffe "Sozialismus" und "Marxismus" voneinander zu trennen, denn diese weltanschauliche Farbenblindheit die Unterschiedliches miteinander vermengt kommt vom tiefstehenden Geiste des Bolschewismus/Materialismus.

    3. Hatte diese Aktion nicht auch ganz populistische Gründe? So sollte die breiten Teilen der Bevölkerung unpopuläre SA zurückgestutzt werden.

    4. 3) Julius Uhl war von Röhm dazu bestimmt, Hitler zu ermorden. Zu diesem Schritt entschied sich Röhm erst Ende Juni als es zu Aussprachen mit Hitler über die Vorfälle kam und ihm klar wurde, dass sich Hitler bei der Machtübernahme durch die SA, also der "Zweiten Revolution" mit allen Mitteln widersetzen würde. Die Verschwörer sprachen selbst noch von der "Nacht der langen Messer." Durch selbsterschaffene Tumulte sollte Röhm gerufen werden, der dann die Ordnung wieder herstellte, nachdem alle Gegner ausgeschaltet wären. Um den Widerstand zu lähmen, wollte man den Staatsstreich im Namen Hitlers durchführen. Tatsächlich blieben ihre Pläne nicht geheim und das Los, das sie anderen zugedacht hatten, traf sie selbst. Sie wurden erschossen.

      Reichspräsident von Hindenburg gratulierte Hitler im Anschluss an die Niederschlagung zum Erfolg und dem schnellen Handeln.

      Am 13. Juli 1934 sprach Adolf Hitler im Reichstag ausführlich über die Ereignisse vom 30. Juni 1934.

    5. 2) Homosexuelle wurden zu den obersten Führern der SA: Karl Ernst, Edmund Heines, Hans Hayn, Hans Peter von Heydebreck. SA-Männer, die Hitler von den Gesprächen der SA-Führer über die "Zweite Revolution" berichteten, wurden von Röhms Männern misshandelt. Für solche Angelegenheiten hatte Röhm eine Stabswache unter dem Befehl des Auftragsmörder Julius Uhl, der eben dadurch auffiel, dass er selbst Parteiangehörige verprügelte.

      Am 30. Juni 1934 sollte Röhms Staatsstreich stattfinden. Für die Besetzung der Regierungsgebäude in Berlin um 17 Uhr war Gruppenführer Karl Ernst vorgesehen. Lastwagen waren schon requiriert. In München gingen die zuständigen SA-Einheiten nicht mehr nach Hause und standen für die Aktion ebenfalls bereit. Als die SA-Führer in München, Wilhelm Schmid und August Schneidhuber in der Nacht auf den 30. Juni erfuhren, dass Hitler gegen die Verschwörer vorging, demonstrierten sie auf der Straße, um die SA doch noch eiligst zu mobilisieren und gegen Hitler und die Reichswehr aufzuwiegeln.

      • Da verwundern solche Witzfiguren wie Kühnen auch nicht (woran war der noch mal gestorben? Beim sexuellen Verkehr mit anderen Männern/Jünglingen was weggeholt?), die sich in einer Reihe mit Röhm sahen.

    6. 1) Schon am 25. Juni 1934 warnte Rudolf Hess die Männer der "Zweiten Revolution" um Ernst Röhm in einer Rede, die von allen deutschen Sendern verbreitet wurde. Man wusste schon seit Monaten, dass etwas im Gange war und versuchte jene, die mit den Verschwörern syphatisierten durch eine große Propagandaktion zu ermahnen. Es half nichts. Röhm ließ Gregor Strasser hinzuziehen und traf sich für seine Aktion sogar mit Kurt Schleicher. Als man erfuhr, dass durch Schleicher (über Ferdinand von Bredow) auch eine ausländische Macht involviert sein würde, war die Entscheidung zum Handeln gefällt. Am 30. Juni 1934, vor genau 90 Jahren, wurden die Verschwörer festgenommen und erschossen.
      Durch den homosexuellen Mann an der Spitze der SA, Ernst Röhm, begann die Führung der SA ein Eigenleben neben der Partei. Gelder wurden abgezweigt, um Festgelage zu veranstalten, während viele Menschen 1934 noch in Armut lebten. Die SA wurde gegen den Willen Hitlers aufgebläht und wuchs weiter, während für die Partei ein Aufnahmestopp verhängt wurde. Röhm und Schleichers Plan war es, Reichswehr und SA zu verschmelzen. Bestimmte Personen, die manchmal nur wenige Monate in der SA waren, kamen an Posten, während lang gediente SA-Männer leer ausgingen.

    7. Rechtskatholik am

      Man weiß ja heute, dass die Nationalsozialisten sehr unterschiedlich gedacht haben. Im Jahr 1932 hat Gregor Strasser eine Rede im Radio gehalten, in der er über die Grundideen des NS spricht. Es ist erstaunlich, dass der Begriff Rasse dort überhaupt keine Rolle spielt. Er wendet sich darin auch gegen Judenverfolgung. In jedem Fall ein interessantes Zeitdokument, das wenig bekannt zu sein scheint. Zum nachhören:
      https://archive.org/details/19320614GregorStrasserNSDAPRundfunkanspracheUeberDieStaatsideeDesNationalsozialismus8m48s

    8. Die SA war zu groß und einige Funktionäre und Befehlshaber werden sich heimlich Gelder in die Tasche gesteckt haben die wiederum Fördermittel vom Staat waren. Die hochrangigen Braunhemden wollten bestimmt einen festen Platz im NS-Regime um noch mehr Einfluss zu haben und werden hinter verschlossenen Türen schon mal paar Putschpläne geäußert haben. Einige werden natürlich alles auf Röhm geschoben haben um von sich abzulenken. Ich schätze nicht das Röhm als guter Freund Hitlers ihm einfach eiskalt abserviert hätte denn er wusste auch wie gut die SS mit der Gestapo aufgebaut war um sofort einzuschreiten. Naja in so gut wie jedem Regime sind Wegbereiter wegen Mitwisserschaft früher oder später fällig und internationale Geheimdienste sind auch mit Informanten zum streuen da. mfg

    9. Edgar Julius Jung war ein christlich-konservativer Publizist, Politiker und Hochverräter.
      Die Umstände von Jungs Ende sind nicht vollständig gesichert: Fritz Günther von Tschirschky gibt in seinen Memoiren an, Jung kurz am 30. Juni im Keller des Gestapo-Hauptquartiers in der Prinz-Albrecht-Straße getroffen zu haben. Dem Historiker Seraphim zufolge wurde Jung dort noch am selben Tag im Zuge des Röhmputsches erschossen. Andere Quellen geben demgegenüber an, Jung sei ins Konzentrationslager Oranienburg überführt und dort, bzw. in „einem Wäldchen bei Oranienburg“, in der Nacht zum 1. Juli erschossen worden. Jungs Freund Edmund Forschbach zieht diese Angabe in seiner Biographie Jungs jedoch ausdrücklich in Zweifel.
      Gern wird auch postuliert, daß der Auslöser für seine Verhaftung und für seinen bis heute ungeklärten Tod die Marburger Rede gewesen sei. Dagegen spricht bereits, daß Franz von Papen selbst, dessen Berater und Redenschreiber Edgar Julius Jung zeitweilig gewesen war, seitens der Nationalsozialisten unbehelligt blieb (gest. 1969). Vielmehr war Jung führend bei der Vorbereitung eines konservativen Staatsstreichs und als solcher ein Hochverräter.

    10. Adolf Hitler betrat «mit der Peitsche in der Hand» das Schlafzimmer des obersten SA-Führers. Zwei Kriminalbeamte «mit entsicherter Pistole» folgten ihm. «Er stieß die Worte hervor: ”Röhm, Du bist verhaftet!” Verschlafen blickte Röhm aus den Kissen seines Bettes und stammelte: ”Heil, mein Führer!”. ”Du bist verhaftet!”, brüllte Hitler zum zweiten Male, wandte sich um und ging aus dem Zimmer.»

      So ein Verhalten passt nicht zu Hitler. Das ist lächerlich ("mit der Peitsche in der Hand…").

      • rechtsklick am

        Finde die Darstellung auch ich ziemlich schräg. Warum sollte der Duzfreund mit "Heil, mein Führer" grüßen? Und das in einem Moment, wo er gerade die Augen geöffnet hatte und noch gar nicht so richtig bei sich war. Sinnwidrig. Zu konstruiert.

        • Der Kenner weiß es natürlich als Diffamierung einzuordnen, während der Indoktrinierte feindlicher Psychologischer Kriegsführung (Schulbuchlektüre, auf dem Nürnberger Diktat beruhend und damit die "Kriegsschuldlüge" einschließend) es im Sinne von widerlichen Propagandamachwerken wie "Der Aufstieg des Bösen" falsch einschätzt. Alleine solche Formulierungen ("mit der Peitsche in der Hand…") entsprechen nicht der Person/Psychogramms Hitlers und sind der Absicht/Intention des Verfassers zu zuschreiben diese Person durch eben Falschbehauptungen zu diffamieren. Vielleicht spiegeln sie auch die eigenen sadistischer Neigungen (?) des Autors.

          "Adolf Hitler aus dem Erleben dargestellt" und "Wer war Hitler" von Dr. Hans Severus Ziegler (Es soll auch die andere Seite Erwähnung finden).

    11. Peter Faethe am

      Die „Realitätsnähe“ unseres StGB-geschützten Geschichtsbildes zeigt die offizielle Sprachregelung zum „Röhm-Putsch“ – er wird als Hitlers „“ungeheures Blut-Bad“ bezeichnet.
      Selbst die wildesten Münchhausen sprechen von weniger als 200 Opfern dieses Putativ-Putsches (Hitler sprach in seiner Reichstagsrede von ca. 85), was einem Tagesschnitt in diesen fünf Tagen von max 40 entspricht.
      Respektlose Personen mit einem noch respektloseren Gedächtnis wissen von den 1000 Hinrichtungen in den beiden Sowjetjahren Stalins 1937 und 1938.
      Pardon, extrem missverständliche Formulierung: Diese 1000 Hinrichtungen war nicht etwa die Summe in diesen beiden Jahren, sondern war in dieser Zeit der Tages-Durchschnitt.

    12. Hans-Jürgen Wünschel am

      E.J. Jung war der Anführer bei der Ermordung des Separatisten J. Heinz 1924 in Speyer, der jahrelang
      die Gelder Frankreichs an Hitler übergeben hatte.

      • Wünschelrute am

        "der jahrelang die Gelder Frankreichs an Hitler übergeben hatte"
        aus welchem Roman stammt das?

    13. Das Führerprinzip wurde ausdrücklich lt. MK vom Vatikan übernommen, der es wiederum vom imperialen, d.h. wörtlich befehlerischen (militärischen) römischen Reich fortgeführt hat, das aus dem antirepublikanischen Militärputsch des Gaius Julius Caesar hervorging. Den Rassenchauvinismus und die Konzentrationslagerpraxis (brit. Burenkrieg) hat der Nationalsozialismus aus Großbritannien übernommen. Der faschistische Anteil, d.h. die Kombination von Allmachtstaat und Wirtschaft, stammt aus Italien. Deutsch also war dieser Führer gleich mehrfach gerade nicht.

      So wurzelten denn konservative und sozialistische Gegner des Führers viel besser in deutschen Traditionen, etwa dem adlig-bäuerlichen Treuebundwesen der wechselseitigen Hilfe (Tradition der DNVP), der städtisch-zünftischen Selbstverwaltung, der Raiffeisen-Genossenschaftsbewegung oder (seit dem Großen Kurfürsten von Preußen) der Aktionärswirtschaft. Die Volksheeridee Röhms, eine Truppe unabhängig von Staat und Partei, mag Ursprünge bei Hermann dem Cherusker, Thomas Müntzer und den gegen Napoleon kämpfenden Freikorps haben, aus denen der bürgerliche Vormärz hervorging.

    14. Nacht der langen Messer war die Tarnbezeichnung der Vorgänge um den geplanten Röhm-Putsch (1934), der aufgrund von Unzufriedenheit in Kreisen der SA eine weitere, diesmal jedoch nationalbolschewistische Revolution zum Ziel gehabt haben soll.
      Adolf Hitler bemerkte in seiner Rede vom 13. Juli 1934 nach der Aufdeckung und Liquidierung des Verschwörerkreises zu den Vorgängen und zur Entstehung des Begriffes:
      „Das heißt, während die Mitglieder der inneren Sekte die eigentliche Aktion planmäßig vorbereiteten, wurden dem weit größeren Kreis der SA-Führer nur allgemeine Mitteilungen gemacht des Inhalts, daß eine zweite Revolution vor der Tür stünde, daß diese zweite Revolution kein anderes Ziel besitze als mir selbst die Handlungsfreiheit zurückzugeben. Daß daher die neue und diesmal blutige Erhebung die ‚Nacht der langen Messer‘, wie man sie grauenvoll bezeichnete, meinem eigenen Sinn entspräche. Die Notwendigkeit des eigenen Vorgehens der SA wurde begründet mit dem Hinweis weiter auf meine Entschlußunfähigkeit, die erst dann behoben sein würde, wenn Tatsachen geschaffen wären.“
      Der Begriff entstammt somit dem vermeintlichen oder tatsächlichen Verschwörerkreis der SA unter Ernst Röhm selbst und wurde erst später den nationalsozialistischen Abwehrmaßnahmen, die darauf folgten, angedichtet.

      • "…, angedichtet."

        Genauso wie heute auch ständig beim Großdeutschen Reich vom Dritten Reich gesprochen wird. Das eine ist Propaganda die auf die Historik zurückgreift (1. Deutsches Reich, 2. Deutsches Reich (…)) und das andere der offizielle (ab 1938) Staatsname. Ich nenne die VSA auch nicht das "Reich des Bösen" oder "Republik der Heuchler", wie sie vielleicht von den "Silberhemden" (Silver Legion of America) damals benutzt wurde.

    15. Es scheint, wir steuern auf soetwas wie "den Tag der kurzen Leine" zu.
      Kontokündigungen dirch Banken, Accountsperren durch Social Media, Eingriffe in die Reisefreiheit, … am Ende steht Schutzha…äh Untersuchungshaft weit übers gesetzlich zulässige Maß hinaus, verhängt aus fadenscheinigen Gründen.

      • Dieselherold am

        @Walther
        Tag der kurzen Leine greift wohl zu kurz, eher wird das die Periode der Hannibal-Lecter-Bemaskung, nur das die "Wärter" die eigentlichen Kannibalen sind ….